Obwohl Eltern leben: 8 Millionen Kinder weltweit in Heimen

Gründe für die Entnahme der Kinder aus ihren Familien: Armut, Diskriminierung, fehlende Hilfsdienste vor Ort

Kinder in Familien lassen ! … aber in welchen ?

2015-07-12

Europäisches Parlament. Brüssel. Kennt die Problematik der Familienzerstörung - zumindest zahlenmäßig.

Europäisches Parlament. Brüssel. Kennt die Problematik der Familienzerstörung – zumindest zahlenmäßig. Foto: Heiderose Manthey.

Brüssel. Mairead McGuiness, MEP, Vize-Präsident des Europäischen Parlaments schreibt am 19. Januar 2015 einen Brief an Mitglieder des Europäischen Parlaments.

Eine offizielle Sprachfassung ist beim Europäischen Parlament angefragt. Hier liegt nun eine Übersetzung des ARCHE-Mitarbeiters Olaf Meyer-Granzow vor.

„Mairead McGuiness MEP, Vice-President of the European Parliament,

Frans Timmermans,
First Vice-President, Better Regulation, Inter-Institutional Relations, the Rule of Law and the Charter of Fundamental Rights,
European Commission,
Rue de la Loi 200,
1049 Brussels.

‚Lieber Erster Vize-Präsident,

Heimkinder. Herausgerissen aus ihrer Familie. Entwurzelt.

Heimkinder. Herausgerissen aus ihrer Familie. Entwurzelt. Foto: Heiderose Manthey.

ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf ernste Problemen lenken, die das Leben von Millionen von Kindern in Europa und in der Welt bedrohen: Institutionalisierung.

Es gibt momentan 8 Millionen Kinder, die in Institutionen in der Welt verteilt leben. Mehr als 90 % von ihnen haben lebende Eltern. Die Gründe dafür getrennt aufzuwachsen sind oft verbunden mit Armut, Diskriminierung, Unfähigkeit oder ein Mangel an kommunalen Dienstleistungen, zur Unterstützung von überforderten Familien.

Schädigungen der Gehirnfunktionen im frühkindlichen Stadium

Ein Leben in einer Institution ist für Kinder aus mehrfachen Gründen schädlich. Das Fehlen von individueller Liebe, Fürsorge und Aufmerksamkeit heißt nicht, dass Kinder sich innerlich nicht danach sehnen und diese psychologischen Verletzungen können ein Leben lang anhalten. Es gibt darüberhinaus Beweise,  dass institutionalisierte Fürsorge, besonders im frühkindlichem Stadium, schädlich für alle Bereiche der kindlichen Entwicklung und der kindlichen Prädisposition für intellektuelle, verhaltens- und soziale Probleme des späteteren Lebens sind.

Heimkinder. Isoliert von Vater und Mutter.

Heimkinder. Isoliert von Vater und Mutter. Foto: Heiderose Manthey.

Es zeigt auf, dass bei Kindern unter drei Jahren Institutionalisierungen verstärkend verantwortlich dafür sind, negative Wirkungen auf die Gehirnfunktionen während der höchstkritischen Entwicklungsphase des Gehirns zu verursachen, welche langanhaltende Auswirkungen auf das Sozial- und emotionale Verhalten des Kindes hinterlässt.

Heimkinder landen in Prostitution und Menschenhandel

Es ist nicht verwunderlich, dass diese Kinder im späteren Leben 10-mal so wahrscheinlich in Bereich der Prostitution oder des Menschenhandels, 40-mal so wahrscheinlich Straftaten und 500 mal so wahrscheinlich Selbstmord begehen.

Es ist lebensnotwendig, dass sich die neue Kommission mit der Verbesserung der sozialen Gerechtigkeit und nicht nur mit wirtschaftlichen Unterstützungsleistungen befasst.

In der Vergangenheit wurden Europäische Struktur-Fördermittel dafür verwendet, existierende Institutionen zu erneuern und neue zu bilden, womit diese veralteten und schädlichen Praktiken verlängert wurden.

Nichtsdestoweniger wurde durch die letztjährige Vorschrift 1303/2013 zum ersten Mal eine ex-ante (Anm. Redation: vorab) Vorgabe eingeführt, welche ein Schlüsselkriterium für die Anwendung auf alle Finanzierungsbildungen mit dem Fokus der sozialen Inklusion darstellt.
Die Prioritäten der Finanzierung unter der ex-ante Vorgabe „…die Wandlung von institutioneller zu gesellschaftsbasierten Dienstleistungen.“

Wofür werden die Fördermittel eingesetzt ?

Fremdbetreuung durch ständig wechselnde Bezugspersonen.

Fremdbetreuung und ständig wechselnde Bezugspersonen schädigen die Entwicklung des Kindes. Foto: Heiderose Manthey.

Die Aufnahme dieser Vorschrift war ein zeichensetzender Schritt um sicherzustellen, dass alle Kinder innerhalb der EU eine Grundlage haben in der einer Familie oder einer kommunale-basierten Hilfeeinrichtung aufzuwachsen. Jedenfalls können andere EU Fördermittel, die für Gebiete außerhalb der europäischen Union ausgelegt wurden, wie der Europäische Entwicklungsfonds (EDF), das Kooperations- und Entwicklungsinstrument (DCI), das Instrument für Heranführungshilfe (IPA) und das Europäische Nachbarschaftsinstrument (ENI) weiterhin institutionelle Fürsorge verwendet werden, was zur Aufrechterhaltung des Problems der InInstitutionalisierung von Kindern führt.

Deshalb dränge ich Sie sicherzustellen, dass eine ex-ante Voraussetzungen zur Überleitung von einer institutionellen zu einer kommunalen Fürsorge in allen europäischen Mitgliedsstaaten sofort umgesetzt werden und das ein zuverlässiger und ausreichender Kontrollmechanismus eingerichtet wird.

Keine EU-Fördermittel für institutionalisierte Fürsorge – Kinder in Familien belassen !

Darüberhinaus dränge ich Sie, die vollständige Europäische Kommission mit dem Auftrag zu versehen auf horizontaler Ebene abzusichern, dass diese wichtigen Schritte umgesetzt werden, sowie abzusichern, dass EU Fördermittel außerhalb der EU niemals zur Unterstützung von Institutionalisierungen, sondern ausschließlich für die Unterstützung zur Wandlung von Institutionalisierter Fürsorge zur kommunalen Fürsorge und für Armutsreduzierungsmechanismen verwendet werden, die helfen, Kinder in ihren Familien zu belassen.

Die Welt. Zurück auf ihrem Weg in eine liebende Gesellschaft ?

Die Welt. Zurück auf ihrem Weg in eine liebende Gesellschaft ? Foto: Heiderose Manthey.

Abschließend kann die Kommission ein Beispiel statuieren und Einfluss auf andere großen Hilfseinrichtungen und Geber ausüben, wie die Weltbank oder Bilaterale Regierungsstiftungen, verbunden miteinander eine Veränderung für Kinder, eine Beendigung von Institutionalisierung, neue Investitionen für Fördermittel zugunsten von frühkindlicher Entwicklung, beinhaltend die Ausbildung und Kinderschutz-Dienstleistungen.

Ich sehe einer Zusammenarbeit mit Ihnen zum Erreichen dieser Schutzziele entgegen, welche ausschlaggeben für das Wohlergehen der Kinder in Europa und auch weltweit sind.

Hochachtungsvoll,
Mairead McGuiness MEP
Vize-Präsident des Europäischen Parlaments‘

Original in englischer Sprache