Krisen müssen sein

Kinder brauchen Herausforderungen, um als Erwachsene erfolgreich zu sein!

Krisen im Leben sind unvermeidlich. Misserfolge, Trennung, Scheidung, Tod, Arbeitslosigkeit – das kann alle irgendwann, irgendwie und irgendwo treffen. Je schwerer die Krise, desto größer ist die Herausforderung, da wieder ‚heil’ heraus zu kommen.

Kinder brauchen Herausforderungen.

Kinder brauchen Herausforderungen.

Zu diesem Thema ein Interview mit Dr. Albert Wunsch

Herr Dr. Wunsch, in Ihrem neuen Buch setzen sie sich mit der lebensprägenden Bedeutung der Resilienz auseinander. Was heißt das für das Aufwachsen von Kindern und den erzieherischen Umgang der Eltern? Wie kann Resilienz in einfachen Worten umrissen werden?

Albert Wunsch: Auch wenn dieser Begriff noch keinen Einzug in die Alltagssprache gefunden hat, die dahinter steckende Bedeutung ist allgegenwärtig. Denn ständig stehen wir in der Notwendigkeit, uns mit Anforderungen und Belastungen unterschiedlichster Art auseinander setzen zu müssen. Häufig stellen wir dann fest, dass uns ein geeigneter Umgang fehlt. Dann ‚fressen’ wir kaum Verdaubares in uns rein und wundern uns über vielfältige psychosomatische Beeinträchtigungen. …

… Um mit Außeneinwirkungen dieser Art besser umgehen zu können, verwende ich in meiner Beratungsarbeit gerne das Bild eines kräftigen Regencapes, welches ich den Betroffenen beim Einsetzen von bedrohlichen Donnerwettern oder ätzenden verbalen Ergüssen anzulegen empfehle. So schützen sich die betroffenen Personen erst einmal. Anschließend haben sie in Ruhe die Möglichkeit zu überprüfen, was wohl weshalb auf sie einprasselte. Dann können sie darauf angemessen reagieren – oder lassen es gezielt. So zeigt das Buch auf, was genau unter Resilienz als Fähigkeit, angemessen auf äußere Beeinträchtigungen bzw. Angriffe reagieren zu können, zu verstehen ist, wie sie erworben werden kann, was ihre Entstehung behindert und durch welche Initiativen diese – auch im fortgeschrittenen Alter – verstärkt werden kann. Denn wenn wir Vieles nicht so nahe an uns heran ließen, würden wir weniger unter Belastungs-Situationen leiden.

Wird Kindern die notwendige Voraussetzung dazu in die Wiege gelegt?

Albert Wunsch: Genau das ist nicht der Fall. Aber wir können durch gute Bedingungen des Aufwachsens die Resilienz von Kindern fördern. Die beste Voraussetzung, um als Erwachsner substantielle Krisen meistern zu können ist daher, von Kindesbeinen an eine sichere Geborgenheit innerhalb der Familie erfahren zu haben. Denn je umfangreicher Kinder sich in ihrem Lebensumfeld angenommen fühlen können, je offensiver und mutiger werden sie auf die unterschiedlichsten Herausforderungen reagieren. Jeder noch so kleine Erfolg fördert die Entwicklung von Lebensmut und lässt Selbstwirksamkeits-Erfahrungen und Durchsetzungs-Vermögen entstehen. Dabei wird auch gelernt, sicht nicht durch Schwierigkeiten oder Rückschläge nicht aus der Fassung bringen zu lassen. So wird erfahren: ‚Dran bleiben führt am Ehesten zum Erfolg’. Diese Zusammenhänge habe ich gut nachvollziehbar in meinem Buch: Die Verwöhnungsfalle beschrieben. Dazu ein Kernsatz: Beim Leben-Lern-Training geht es immer darum: vom Noch-nicht-Können zum ‚Immer-umfangreicher-Können‘, vom Verharren vor Hürden zum ‚Wie kann es trotzdem gehen‘ zu gelangen. Fehlt eine solch anregende und wohlwollende Lern-Atmosphäre, werden sich anstelle von Zuversicht, Erfolg und Zufriedenheit stattdessen Mutlosigkeit, Lethargie und Misserfolg entwickeln.

Was macht ein selbstbewusstes Kind aus?

Albert Wunsch: Es lässt sich nicht vom ersten Gegenwind umpusten, sieht sicht nicht als den Mittelpunkt der Welt, kann nachgeben (nur ein stabiles ICH kann das), hat gelernt mit Spannungen und Konflikten umzugehen, kann auch mit dem Älterwerden immer mehr nachvollziehen, dass Eltern nicht das Attribut der Vollkommenheit besitzen und demnach nicht immer alles richtig machen. So hat es die besten Voraussetzungen, sich immer mehr zu einem liebens-würdigen Menschen zu entwickeln. Diese Fähigkeiten prägten auch Astrid Lindgrens Kinderheldin Pippi Langstrumpf. Was auch passiert, Pippi bietet dem Schicksal die Stirn: Als Kind allein in eine ihr fremde Welt entlassen, ist sie nie auch nur eine Sekunde verzweifelt. Das ist stark. Es geht also um eine Art „es wird schon gut gehen”-Faktor.

 

Wie können Eltern die Resilienz ihrer Kinder gezielt stärken? Denn selbst die behütesten Kinder sind vor seelische Schmerzen nicht befreit.

Albert Wunsch: Nachspeise ausfällt, sie ihren Redefluss für einen überschaubaren Zeitraum stoppen sollen, eine schwierige Lernleistung ansteht, im Haushalt Mitwirkung erforderlich ist oder sie im spartanischen Urlaubsdomizil auf warmes Wasser verzichten müssen. Fehlender Handyempfang gestaltet sich dann als subjektiv erlebter Weltuntergang.

Und durch was kann eine solche Förderung bei kleinen Kindern erreicht werden?

Albert Wunsch: Am intensivsten durch altersgemäße und gut begleitete Herausforderungen in sicheren Bindungen. Wenn ich sehe, dass zehn Monate alte Babys auf ein interessantes Spielzeug zurobben und die Eltern nichts besseres zu tun haben, als den Kindern dieses zu bringen, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Herausforderungen zulassen, das ist eines der wichtigsten Elemente in einer resilienzfördernden Erziehung und zugleich der Faktor, an dem viele Eltern scheitern. Kleinkinder und auch Säuglinge können und müssen ihre Ziele möglichst selbst erreichen. Nur wenn ihnen etwas zugemutet bzw. zugetraut wird, können sie auch Kraft im Umgang mit Herausforderungen entwickeln. Und das ist die Voraussetzung dafür, dass sie in schwierigen Situationen nicht sofort kapitulieren. “Helikopter-Eltern”, die ihre Kinder in einem Treibhaus der Verwöhnung aufwachsen lassen, die ständig in einer ‚Pass-auf-Haltung’ stehen und dem eigenen Nachwuchs zu wenig zutrauen, dürfen sich später nicht wundern, wenn das Kind bei kleinsten Belastungen alles hinschmeißt oder als Schulkind unter Prüfungsangst leidet. Die Seele ist wie ein Muskel und seelische Abwehr kann man trainieren.

Wie erklären Sie sich, dass aus einigen Kindern mit schwerer und belastender Kindheit normale und bisweilen sehr starke Erwachsene werden und anderen Kindern dieser Weg verwehrt bleibt?

Albert Wunsch: Kinder, welche in unguten oder schädigenden Lebensumständen aufwuchsen und sich später dennoch zu resilienten Erwachsenen entwickelten, haben sich irgendwann – meist im Alter zwischen 5 – 16 Jahren – ‚entschieden’, wenn auch meist nicht als bewusster Vorgang, ein besseres Leben jenseits der Ursprungsfamilie zu suchen. Ab diesem Zeitpunkt orientierten sie sich zum Ausgleich des täglich erfahrbaren Mangels grundlegender Bedürfnisse immer stärker außerhalb ihrer Familie. So gaben emotional bedeutsame Personen, vorbildhafte Menschen bzw. Lebensläufe oder eine halt- und orientierung-gebende Idee, Vision, bzw. religiöse Verbundenheit eine neue Lebensperspektive. Diese Wärme und Zutrauen ausstrahlenden Menschen erhalten damit eine starke Orientierungs-Funktion und werden immer mehr als Anker-Punkte außerhalb der eigenen Mangelsituation genutzt. So kam es, wie eine Studie der Forscherin Emmy Werner im Jahre 1971 ergab, dass ca. 1/3 der Kinder aus desolaten Familien (Gewalt, Kriminalität, Prostitution und Drogen) mit 40 Jahren mitten in der Gesellschaft angekommne waren. Sie lebten in einer festen Beziehung, hatten einen auskömmlichen Beruf und wohnten in angemessenen Verhältnissen, während ihre Geschwister das Verhalten des Elternhauses übernommen hatten.

Wie ist es möglich, dass vielen Menschen trotz Krisen gelingt, nicht in Depressionen zu versinken, sondern sich irgendwann wieder kraftvoll auf den Weg zu machen? Manche Menschen gehen sogar gestärkt aus einer Krise hervor.

Albert Wunsch: Solche Menschen können in der Regel resilienz-fördernde Erfahrungen der Kindheit nutzen, lebten in stabilen Beziehungen, sind häufig auch in sinnstiftenden Gemeinschaften eingebunden und verfügen somit über etliche Haltepunkte, die sie vor einem anhaltenden persönlichen Absturz bewahren. Sie scheinen ein deutliches ‚Dennoch’ in sich zu tragen. Das heißt nicht, dass bedrohliche Krisen auch ihnen kräftig zu schaffen machen. Aber sie rutschen nicht so tief bzw. finden schneller Ansatzpunkte zur Gegenbewegung. Immer wieder wird berichtet, dass beispielsweise Menschen nach einer lebensbedrohlichen Krankheits-Diagnose oder nach schweren Unfällen sich nicht dem vermeintlichen Schicksal hingaben, sondern sich diesem mit viel Überlebens-Mut stellten. Letztlich gibt ihnen das Urvertrauen in sich und andere Menschen die Kraft, dieses – manchmal trotzige – ‚jetzt erst recht’ ins Leben zu tragen. Es rentiert sich, die Bedingungen genau zu Berücksichtigen, wie dieser Überlebens-Schutz in Menschen gelangen kann.

 

Was raten Sie Menschen, die Schwierigkeiten damit haben, ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren? Gibt es ein „Trainingsprogramm“, welches auch von Eltern genutzt werden kann?

Albert Wunsch:In einem speziellen Kapitel des Buches werden Erwachsene zu einer ganz einfach umsetzbaren Selbstvergewisserung als Voraussetzung für eine bessere Krisenbewältigung eingeladen. Schlüsselfragen, um in Beruf, Partnerschaft und Familie angemessener mit Herausforderungen umzugehen, sind:
– Was kann ich gut (oder auch zufrieden stellend)?
– Was kann ich nicht (gar nicht oder mangelhaft)?
– Wo gibt es wichtigen Nachhohlbedarf (d.h. was sollte ich bald besser oder zusätzlich können)?
– Welche schlummernden Interessen und Neigungen existieren in mir und könnten noch entfaltet werden?

Die Beantwortung dieser Fragen wird der Selbst-Auseinandersetzung und Selbst-Vergewisserung einen kräftigen Schub geben. Ergänzend werden weitere, ganz praktische Hilfen auf dem Weg der Selbsterkundung angeboten. Ist dann genügend Material vorhanden, können nach der Bewertung der zusammen getragenen Anhaltspunkte die Initiativen zur Ich-Stabilisierung begonnen werden. Um diese zum Erfolg zu führen, steht ein ganzes Kapitel mit vielfältigen Anregungen zur Verfügung. In der Kombination von ‚Selbst-Erkenntnissen’ und sinnvollen ‚Handlungs-Notwendigkeiten’ wird dann die Basis dafür geschaffen, mit Krisen und Belastungen gekonnter umzugehen, wobei die Vermeidung von Konflikt-Szenarien im Zentrum steht. Damit wird dann auch die Grundlage dafür gebildet, Stress – und erst recht ein Ausgebrannt-Sein – zu verhindern. Für Eltern ist diese Intensivierung der Selbst-Wirksamkeit und Ich-Stärke besonders wichtig. Denn einerseits legen sie durch ihr Tun die Voraussetzungen dafür, welche Stabilität unsere Gesellschaft in Zukunft prägt. Andererseits ist im Umgang mit Kindern, besonders innerhalb der Pubertäts-Phase ein stabiles Ich die Basis jeglichen erzieherischen Umgangs. Denn hier zeigt sich, ob Staffage oder Substanz im Zentrum steht. Das Elternqualifizierungs-Angebot des Kinderschutz-Bundes bringt den Zusammenhang auf den Punkt: „Starke Eltern, – starke Kinder!“ Im Umkehrschluss heißt das aber auch: Schwache Kinder sind die Resultat schwacher Eltern.

Copyright: Dr. Albert Wunsch, 41470 Neuss, Im Hawisch 17

Hier ein paar Tipps, wie Eltern das Selbstbewusstsein Ihrer Kinder stärken können?

  • Lassen Sie Herausforderungen für Ihr Kind zu oder schaffen Sie diese. Kinder können sich auch eine Stunde allein im geschützten Laufgitter beschäftigen. Sie benötigen keinesfalls eine Dauer-Versorgung – oder Ruhigstellung – per Nuckelpulle sondern regelmäßige Trinkzeiten. Durststrecken gehören zum Leben. Hier kann erlernt werden, nicht jederzeit alles sofort haben zu können. Gerade für Familien, in denen sonst alles glatt läuft, ist das für die Kinder wichtig.
  • Kinder sind nicht ständig herumzutragen, in den Kinderwagen zu packen oder vor
    Mediengeräten zu parken. Echtes Selbstbewusstsein ist das Ergebnis von erbrachter Leistung. Dann gehören sie auch nicht zu den 25% der Einschulungskinder, deren Bewegungsapparat unter- und das Körpergewicht stark überentwickelt ist.
  • Kinder benötigen ein interessantes und anregendes Umfeld, um möglichst viele Erkundungen bzw. Erfahrungen machen zu können. Der nicht selten zu vernehmende elterlichen Spruch: “Sei nicht so neugierig” ist in diesem Zusammenhang in die graue Tonne drücken, denn Neugier ist der Motor des Lebens.
  • Organisieren und dosieren Sie Herausforderungen. Beziehen Sie die Kinder je nach Alter in Haushalts-Aufgaben mit ein. Ermutigen Sie sie zu kleinen Abenteuern wie Treppen steigen, balancieren oder klettern. Kurz: Vertrauen Sie ihnen, aber achten Sie darauf, dass die Aufgabe auch gelingen oder ohne große Probleme auch misslingen kann.
  • Versuchen Sie nicht, Ihr Kind vor allem zu schützen. Die „Pass-auf-Mentalität“ vieler Eltern bewirkt, dass Kinder ängstlich werden und mit bestimmten Gefahren nicht umgehen können. Lassen Sie das Kind selbst auf einem glatten Tisch eine Kerze anzünden und haben Sie sicherheitshalber ein Schälchen kaltes Wasser in Reichweite – für angesengte Finger. Lassen Sie sich eventuell vorhandene Ängste nicht anmerken.
  • Lassen Sie Ihr Kind, wenn es fällt, selber wieder aufstehen, denn ‚Kinder lernen Laufen von Fall zu Fall’. Stürmen Sie nicht sorgenvoll hin – auch wenn es Ihnen schwer fällt. Meistens ist es halb so wild und Ihr Kind lernt, selbst wieder aufzustehen, weiterzugehen. Es wird diese Erfahrung für vergleichbare Situationen nutzen. Das ist ermutigend, auch für das spätere Leben.
  • Wenn Ihr Kind auf Mahlzeiten mit ‚Das mag ich nicht’ oder ‚das kenn ich nicht’ reagiert, ignorieren sie erst mal die Botschaft. Seien Sie beharrlich, außer es gibt Anzeichen für medizinisch nachweisbare Unverträglichkeiten. Das Eltern-Argument ‚Ich mag ja auch nicht alles’ – zählt nicht. Keine Suggestivfragen wie ‚Meinst du, das magst du?’. Stattdessen Essens-Nörgeleien nicht allzu ernst nehmen und es geduldig wieder mit Obst und Gemüse versuchen – auch gegen Widerstände. Hilfreich ist die Rege: ‚Was auf den Tisch kommt, entscheiden die Eltern. Wie viel davon gegessen wird, die Kinder’.
  • Sinnstiftende Gemeinschaften erhöhen die Stressresistenz. Dazu gehören zum Beispiel religiöse Gruppierungen, aber auch Pfadfinder, das Jugend-Rote-Kreuz, die freiwillige Feuerwehr oder andere gemeinnützige Jugendorganisationen. Kinder lernen, über ihr eigenes Ego hinaus zu denken und zu handeln. Das Gemeinschaftsgefühl verleiht ihnen Stärke und Kraft.
  • Treffen Sie mit Ihren Teenager-Kindern feste Vereinbarungen und halten sie die Ergebnisse schriftlich fest. Für ständige Streitpunkte können per Vertrag geregelt werden. Zum Beispiel beim Thema Aufräumen. Einmal in der Woche wird aufgeräumt, und dann gibt es eine Art Zimmerkontrolle mit festgelegten Prüfkriterien. Alles, was dann noch nicht erledigt ist, muss sofort gemacht werden. Suchen Sie sich für die Kontrolle eine Zeit aus, die auch den Nachwuchs zu Disziplin zwingt: zum Beispiel kurz vor der Lieblings-TV-Serie, kurz vor der Samstagabend-Party, etc.
  • Nicht jedem Verlangen nachgeben ist meist auch ein Lernfeld für die Eltern. Wird nicht darauf geachtet, geraten Sie und Ihr Kind in die Verwöhnungsfalle. Kinder müssen lernen, gewisse Zustände und Umstände zu ertragen. Denn im späteren Leben wartet meist kein Kuschel-Kurs auf den Nachwuchs. Kein Kind braucht beispielsweise ein eigenes Handy, erst recht kein Smartphon. Die Alternative wäre ein Allgemein-Handy, das alle Kinder je nach Situation oder Anlass benutzen können. Auch hilft die eigene Verdeutlichung, dass die von Kindern am PC verbrachten Zeiten meist nur zu einem geringen Teil mit schulischen Arbeiten zusammenhängen. Klar einzuhaltende – und überprüfte – Vereinbarungen zu maximalen Freizeit-Nutzungzeiten und zu altergemäßen Inhalten sind ein Muss, wenn Sie Ihre Kinder nicht in die Selbstüberlassung geraten lassen wollen.
  • Trauen Sie Ihrem Kind etwas zu. Zum Beispiel den Umgang mit Geld für Kleidung. Ein 13-Jähriger kann dafür durchaus ein eigenes Budget bekommen und sich selbst um seine Ausstattung kümmern. Das Kind sollte über die Ausgaben Buch führen, am Ende des Monats gibt es eine Kassenkontrolle. Wenn es sich statt der nötigen Winterjacke lieber ein paar teure Turnschuhe leisten will, dann lassen Sie es. Wichtig ist, dass bei einem Manko in der Kasse kein Geld nachgeschoben wird. Das ist Lebensvorbreitung pur. Gleichzeitig fallen so nervige Auseinandersetzung um ständig neue Modewünsche oder Markenkleidung weg und zum Geburtstags- oder Weihnachtfest wird auch gerne Kleidung als Geschenk entgegen genommen.

Diese Tipps können nur dann gelingen, wenn Sie diese als Vater und Mutter nicht formal oder harsch einfordern, sondern stattdessen wohlwollend und ermutigend begleiten. Auch ist es wichtig, häufig auf positives oder negatives Handeln zu reagieren und Konsequenzen erfahrbar zu machen, weil nur Rückmeldungen Orientierung zum eigenen Handeln schaffen. Auch wenn eine erbrachte Leistung zu Anerkennung führen soll, ständig jeden Pups zu belobigen führt jedoch nicht zu einem realistischen Selbstbild. Zur Entwicklung sozialer Kompetenzen sind wiederum die Kontakte mit Gleichaltrigen zu fördern. Die ist besonders bei Einzelkindern überlebensnotwendig.

Copyright: Dr. Albert Wunsch, 41470 Neuss, Im Hawisch 17
Weiterführende Literatur

Dr. Albert Wunsch ist Psychologe und promovierter Erziehungswissenschaftler, Diplom Pädagoge und Diplom Sozialpädagoge sowie Kunst- und Werklehrer. Bevor er 2004 eine Lehrtätigkeit an der Katholischen Hochschule NRW in Köln (Bereich Sozialwesen) begann, leitetet er ca. 25 Jahre das Katholische Jugendamt in Neuss. Im Jahre 2013 begann er eine hauptamtliche Lehrtätigkeit an der Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) in Essen / Neuss. Außerdem hat er seit vielen Jahren einen Lehrauftrag an der Philosophischen Fakultät der Uni Düsseldorf und arbeitet in eigener Praxis als Paar-, Erziehungs-, Lebens- und Konflikt-Berater sowie als Supervisor und Coach (DGSv). Er ist Vater von 2 Söhnen und Großvater von 3 Enkeltöchtern.

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Weitere infos

www.albert-wunsch.de

Interview auf TV-Orange und auf Hoppsala