Essen. EfKiR – Eltern für Kinder im Revier

Selbsthilfegruppe für Väter und Mütter

2014-02-22

Logo. EfKiR. Essen.

Logo. EfKiR. Essen.

 

„Eltern für Kinder im Revier e.V. ist eine Selbsthilfegruppe unter dem Dach der Wiese e.V., dem Verband der Selbsthilfegruppen in Essen. Wir leisten Selbsthilfearbeit für Elternteile, die von Trennung und Scheidung betroffen sind. Dabei ist unser vorrangiges Ziel, den von der Trennung/Scheidung betroffenen Kindern über die Trennung ihrer Eltern hinaus einen erlebbaren Papa und eine erlebbare Mama zu erhalten.“

EfKiR

Lesung mit Katrin Hummel

ARCHE im Gespräch mit Thomas Wiechert anlässlich des Freitodes des 1. Vorsitzenden des EfKiR

2014-02-22

Wohin geht die Reise der Vorkämpfer für ein kindgemäßes Familienrecht – jetzt, nach den beiden Freitoden der Aktivisten im Kampf gegen Eltern-Kind-Entfremdung, einem schweren Verbrechen an der Menschheit ?

Er war ein Jurist und auch sonst von mäßigem Verstand.“ Ludwig Thoma

Thomas Wiechert. Im Gespräch mit Heiderose Manthey.

Thomas Wiechert.

Herr Wiechert, ARCHE trifft den EfKiR deutschlandweit bei einschneidenden Aktionen gegen die Eltern-Kind-Entfremdung, besonders auch bei Prozessen, die vorwiegend gegen Väter laufen. Die Väter werden dezidiert durch Gerichtsentscheide, Jugendämter und Gutachten wie ein Stck „Dreck“ aus dem Leben der Kinder gekehrt.

Nun hat sich in der Nacht vom 19. zum 20. Februar diesen Jahres, also kurz nach dem jüngsten Freitod des FDP-Bundestagskandidaten Dr. Roland Rehmet,  der 1. Vorsitzende des EfKiR auf schreckliche Weise das Leben genommen.

Er erhängte sich im Keller seines Hauses, wie Sie im Vorgespräch mitteilten laut Angaben des Kriminalkommissariats K11 in Mönchenglattbach. 

 

Sie waren noch wenige Tage zuvor mit Werner N. zusammen und zwar am 11. Februar 2014 in der Selbsthilfegruppe des EfKiR in Essen.

Was hat sich ereignet ?

Thomas Wiechert

Der Gründer des gemeinnützigen Vereins EfKiR und der ehemalige 1. Vorsitzender, Manfred H., wollte als Beistand für einen öffentlichen Verwaltungsgerichtsprozess von Werner N. gegen das Amtsgericht in Mönchengladbach fungieren. Es ging um diskriminierende Begleitung eines Polizeibeamten im Amtsgerichtsgebäude, der, sobald Werner N. dieses Gebäude betrat, an dessen Seite war.
Dieser Prozess hätte am Freitag, also am 21. Februar,  stattfinden sollen.
Innerhalb unseres Vereines waren Hilfsmaßnahmen für Werner N. erarbeitet worden.

Manfred H. wäre als Beistand mitgekommen. Wenn er nicht zugelassen worden wäre, dann wäre auf Vertagung plädiert worden. Eventuell wäre ein Anwalt hinzugezogen worden.

Mehrmals versuchte Manfred H. nach seinem Gespräch den von Kindesentzug betroffenen Vater telefonisch zu erreichen. Da er keinen Kontakt bekam, benachrichtigte er mich und auch ich versuchte ihn ans Telefon zu bekommen. Aber Werner N. war weder per Mail noch per Telefon erreichbar. 

Am Freitag Morgen fuhren Manfred H. und ich dann nach Düsseldorf, um zu sehen, was sich während des Prozesses ereignen würde. Der Prozess wurde eröffnet. Die Kammer wartete auf den Kläger, welcher nicht kam.
Nach Eröffnung der Verhandlung haben wir dem Gericht mitgeteilt, dass wir Werner vermissen würden. Wir erklärten, dass Manfred H. Verfahrensbeistand wäre und dass wir Werner N. aber seit einigen Tagen nicht erreicht hätten. Im Gericht haben wir dann noch gewartet, ob der Werner N. noch erscheinen würde. Nach Ablauf der Wartezeit zur Aufnahme der Verhandlung stellte die Gegenseite den Antrag, die Klage abzuweisen.

Die Klage wurde – nach erfolgter Beratung des Gerichts – abgewiesen, weil keine Einlassung von Werner N. da war.

Manfred H. und ich fuhren dann nach Mönchengladbach direkt zu Werner N.s Haus. Dort fanden wir das Haus polizeilich versiegelt vor. An der Tür war die untere Scheibe eingeschlagen und durch eine Holzplatte ersetzt worden. Ein polizeiliches Siegel befand sich dort mit dem Hinweis, dass das Siegel nicht beschädigt oder entfernt werden dürfe.

Daraufhin suchten wir eine Polizeiwache, die uns weiter an das K 11 verwies. Wir fuhren dorthin und uns wurde, nachdem wir uns vorgestellt hatten, mitgeteilt, dass Werner sich erhängt hat. Das war ein Schock!

Wir haben uns mit dem zuständigen Kriminalbeamten über die familiengerichtlichen Geschehnisse von Werner N. unterhalten. 

Auf dem Kriminalkommissariat haben wir meine Adressse und Telefonnummer hinterlassen. Abends rief mich dann der Bruder von Werner an. Wir führten ein Gespräch. Über dieses Gespräch hatte der Bruder erst einmal erfahren, wo Werner wirklich drin stak und was da alles los war.


Nun haben wir Werner N. persönlich beim dem von Franzjörg Krieg ausgerichteten ersten Vernetzungskongress in Karlsruhe vergangenen Jahres kennengelernt. Er ist ARCHE als ein bodenständiger, analytisch denkender und gezielter Stratege aufgefallen, wortgewandt und mit profundem Standvermögen.

Was haut solch einen Mann um ?

Thomas Wiechert

Meines Erachtens sind es die immer wiederkehrenden und perfiden Angriffe, die ständig auf die Vaterschaft passieren.

Werner N.s Sohn ist im Kindergarten. Werner wurde beispielsweise mehrfach vorgeworfen sich nicht kindgerecht seinem 4jährigen gegenüber verhalten zu haben. Daraufhin wurde der Umgang ausgeschlossen, dann stundenweise begleitender Umgang angeordnet und dann – auf Druck des Sohnes den Behörden gegenüber – wieder offener Umgang zugelassen. Also das altbekannte Spiel der Väterdiskriminierung wurde betrieben. Der Sohn von Werner war für sein Alter sehr weit und pfiffig. Er forderte seinen Vater zurück.

Werner war, als ich ihn kennenlernte, Hartz IV – Empfänger, er hatte obendrein noch Angst sein Häuschen zu verlieren. Die Verfahren um Zugang zu seinem Kind gingen seit er bei uns war, also seit mindestens 1 1/2 Jahren. Er bekam dann wieder einen Job und daraufhin gingen sofort die Unterhaltsforderungen gegen ihn los. Und er musste Gerichtsverfahren über Gerichtsverfahren über sich ergehen lassen.    

In meinen Augen geht es immer wieder darum, und ich bin seit ca. 14 Jahren in der Väterbewegung im VAfK und im EfKiR tätig, dass Mütter sich um ihre Kinder kümmern sollen und nicht arbeiten gehen sollten, damit die Behörden die Mütter unter Kontrolle halten können und Väter sollten möglichst nichts mit ihren Kindern zu tun haben, sondern Kohle heranschaffen, damit sie mit dem verlängerten Arm der Behörden die an Trennung- und Scheidung verdienenden Instanzen unterhalten und bezahlen können.

Von Seiten der Behörden und Instanzen wird nichts getan, damit die Familien zusammenfinden, sondern eher noch wird Streit geschürt mit dem Ziel der finanziellen Bedienung der Scheidungsindustrie.


Hat jemand aus dem Umfeld von Werner gespürt, dass es ihm nicht gut ging ? Was meinen Sie, was der Ausschlag für seinen Freitod war ?

Thomas Wiechert

Ich weiß jetzt erst, also seit Freitag Nachmittag, dass zwei ebenfalls betroffene Väter seit ca. Weihnachten das Verschlossensein von Werner N. gespürt hätten. Ich leider nicht. Mir ist das nicht aufgefallen, wir hatten ja immer wieder Kontakt. Werner sei stiller geworden, zurückhaltender.

Es ist schwer das festzustellen, wann jemand seine Ruhe braucht vor einem Sturm wie ein Gerichtsprozess oder wann jemand wirklich an der Grenze des Lebens steht.

Ich sage immer und zu allen: „Wenn irgendwas ist, dann könnt Ihr jederzeit zu mir kommen. Es gibt immer ein Bett und einen Kaffee und Gespräche.“

Das Wichtigste ist immer wieder reden und sprechen, sprechen, sprechen.

Ich denke, Männer fressen eher etwas in sich hinein als Frauen. 

Und ich muss sagen: Meine besten Freunde, die nicht zur Betroffenen-Gruppe gehören, wissen im Grunde überhaupt nicht, um was es hier geht. Die haben mit der Entfremdungsthematik ihre Probleme. Ich kann ihnen nicht begreiflich machen, dass das, was ich sage, dass das einfach stimmt. Nur über solche furchtbaren Ereignisse wie der Freitod eines Vaters werden die Menschen in meiner Umgebung aufgerissen und hellhörig.

Seit meiner Trennungsgeschichte habe ich zwei verschiedene Freundeskreise, die ich nur bedingt miteinander verknüpfen kann. Der erste Freundeskreis, den ich seit 30-40 Jahre kenne, begreift erst langsam, dass meine damaligen Schilderungen der grausigen Schmerzen der Entfremdung von den Kindern und der Umgang damit in den Familiengerichten und Jugendämtern schon stimmten.

Die bislang nicht Betroffenen wissen nicht im Geringsten, was in unserem deutschen Rechtssystem passiert. Sie können es nicht verstehen, sie glauben es nicht, sie begreifen es nicht.

Glücklicherweise musste ich mich von niemandem zurückziehen. Denn so langsam stellte sich in meinem ersten Freundeskreis die Betroffenheit auch ein.


Was ist das Signal, das uns Werner mit seinem Freitod geben wollte ? Was ist unser Auftrag für die Zukunft ?

Thomas Wiechert

Ein offenes Ohr haben für Betroffene. Versuchen für andere da zu sein. Die Betroffenen deutschlandweit einzuladen, an den Workshops und Selbsthilfegruppen teilzunehmen.

Sich Zeit nehmen und ihnen Wege zeigen. Konsequent sein, konsequent gegen die Behörden sein, dass die einen nicht über den Tisch ziehen.

Aber das ist alles leichter gesagt als getan, denn wir stehen alle – besonders die Betroffenen – zwischen unglaublich zerrenden Bändern von Geld verdienen müssen und für die Familie da sein können.

Der wirtschaftliche Druck auf die Familien ist immens geworden. Es ist klar, dass es die Familien zuhauf zerreißt. Das hält ja fast keiner mehr aus.


Möchten Sie noch eine Botschaft an unsere Leser richten, eine Quintessenz aus ihren Gerichtskämpfen um ihre eigenen Kinder ?

Thomas Wiechert

Hört auf behördenhörig zu sein !!!

Entwickelt Euer Empfinden für Gerechtigkeit und lasst die Behördenhörigkeit sein. Die machen genügend Mist und sie wissen am wenigsten von Richtigkeit und Recht.

Jura ist ein Studium, was Auswendiglernen von Gesetztestextes fordert und beinhaltet. Es gibt keine Zeit zum Nachdenken, zum eigenen Umgang mit der Thematik. Es geht nur stur um das, was einer dir vorgeplappert hat. Das musst du als Jurist nachplappern und -machen.

Er war ein Jurist und auch sonst von mäßigem Verstand.“ Ludwig Thoma

Familiensachen sind die unbeliebtesten im gesamten Bereich der Justiz. Richter werden als Neulinge und Unbedarfte dahin geschoben, weil die anderen das nicht machen wollen, so erinnert sich Thomas Wiechert an die Aussage des Juristen Jürgen Rudoph vom Cochemer Modell, der vor dem Düsseldorfer Landtag darüber sprach.

Seid für Eure Kinder da !

Und dann erinnert sich Thomas Wiechert an einen Satz, den seine damals 17jährige Tochter ihm mitteilte, während sie ihn innig in den Arm nahm:

„Papa, es ist so schön, dass du da bist und dass man sich immer mit dir über alles unterhalten kann !“