DEKADENZ

Unsere Profit- und Wachstumsgesellschaft ist dekadent und politisch, moralisch am Ende

Keltern-Weiler. Aus gegebenem Anlass übernimmt ARCHEVIVA den kompletten Artikel aus TV-ORANGE. Dank an Theophil Wolfgang, Herausgeber und Chefredakteur des unabhängigen Online-Magazins.

Karlsruhe. Wir spenden für die Armen der Welt und wollen helfen. Wir produzieren hundert mal mehr als in den 50-iger Jahren. Doch Krise, Unsicherheit, Verschwendung, doch Zerstörung von Leben und Natur und letztlich Krieg wuchsen genauso schnell. Dürfen wir dies zulassen ?

Früher waren es noch ganz einfache Papiertüten vom Bäcker, die auf den Boden geworfen wurden, heute sind es die gesamten Inhalte.

Früher waren es noch ganz einfache Papiertüten vom Bäcker, die auf den Boden geworfen wurden, heute sind es die gesamten Inhalte.

Mich schockierte förmlich bei einem Spaziergang mit unserem Hund am Pfinz-Kanal in Karlsruhe ein wahrhaft apokalyptisches Bild. “Mit freundlichem Grüßen vom Bäcker ?” fand ich eine Fuhre von Hunderten von frischen Broten und Brötchen aller Art, hingeschmissen am Rande des Kanals. Wertlos hingeworfen, zu teuer, damit alle – auch verarmte Alte und Familien, sich dies kaufen könnten. Lebensmittel, Lebenswerte, die nichts zählen, weil nur nach Geld gewirtschaftet wird. Der Überfluß wird nicht verteilt an Bedürftige.

Schauen wir genauer in unsere Gesellschaft und Wirtschaft, dann erleben wir Ähnliches millionenfach. Unsere Geräte im Haushalt, Elektronik, Autos, schlicht fast alles, was wir kaufen ist so produziert, dass es bestmöglichst nach der Garantiezeit defekt ist. Welche Logik ? Die bestimmende Größe ist die Geldwirtschaft, eine Wirtschaft mit Geld, mit dessen Handel und Spekulation Profit gemacht wird.

Haltestellen - Fundgruben für Plakate und Werbeaktionen. Hier und Heute: WeltHungerHilfe.

Haltestellen – Fundgruben für Plakate und Werbeaktionen. Hier und Heute: WeltHungerHilfe.

Geld war ehemals Mittel für die Wirtschaft. Heute aber ist Geld, genauer gesagt die Wirtschaft mit Geld, der Oberbefehlshaber über die Wirtschaft. Dieser verkehrte Irrsinn steht für ein Ende eines dekadenden Systems.

Zweihundert Meter weiter gelange ich zur Staßenbahnhaltestelle “Reitschulschlag” und sehe dort ein Plakat der Welthungerhilfe – zynisch, Brot für die Welt. Mit der Inschrift: “Sie weiss jetzt, wie sie ihre Familie ernähren soll.” Zweihundert Meter, die die Realität einer verdorbenen Profitgesellschaft von den buntfarbenen Postern unserer Hilfe für die Armen dieser Welt trennen.

Solch schreiender Widerspruch verlangt nach einer Auflösung. Nicht das schöne Plakat, das unsere Seele beruhigen soll, sondern die schockierende Wirklichkeit müssen dringend geändert werden.

 

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