Bericht über die Veranstaltung VAfK Landesverein Hamburg e.V.

Diskussion über Trennungskinder und deren Schutz

Gemeinsam für den Erhalt der Familienbande

2020-02-22

Erhalt der Familienbande nach Trennung und Scheidung. Podiumsdiskussion in Hamburg. 2. von links: Ehemaliger Familienrichter Jürgen Rudolph, 4. von links Katja Suding, MdB, FDP. Foto: Thorsten Vanselow.

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Hamburg. Der Landesverein Hamburg und Kreisverein Lübeck des VAfK, Papa-Mama-Auch e.V. und ISUV veranstalteten am 2020-02-14 eine Diskussion zu dem Thema „Trennungskinder und deren Bindung nach Scheidung und Trennung ihrer Eltern zu beiden Elternteilen, zu Großeltern und Geschwistern“.

Berichte zweier Mitveranstalter

 

Und hier mein persönlicher Nachbericht zur Veranstaltung in Hamburg, die unter einem politischen Schwerpunkt stand und gemeinsam vom VAFK, ISUV Hamburg und Papa Mama Auch eV umgesetzt wurde. Ein besonderer Dank gilt dabei dem Orga-Team in Hamburg.

Und vielen Dank für das Vertrauen, dass ich die Veranstaltung moderieren durfte. Ich hoffe, dass ich den Erwartungen gerecht werden konnte.

„Wer das Kind hat, hat die Macht“

Karin Kokot aus dem Bundesvorstand des VAFK, Familienrichter a.D. Jürgen Rudolph (Cochemer Modell) und Matthias Bergmann, Fachanwalt für Familienrecht und Spezialist für Sorge- und Umgangsrecht, haben die Veranstaltung mit Impulsvorträgen eröffnet. Karin Kokot begründete eindrücklich, warum sie als „entfremdete Mama“ beim „Väteraufbruch für Kinder“ gelandet sei, mit der Frage: „Wo sollte ich denn hingehen?“. Obgleich es auch entfremdete Mütter gibt, gab es in keiner Mütterorganisation einen Platz für sie.

„Wer die Macht hat, bricht das Recht“

Jürgen Rudolph übernahm den Satz, den sowohl Karin Kokot in ihrem Vortrag als auch ich in meinem Statement in der BILD am Sonntag vom 9. Februar zum Ausdruck gebracht habe: „Wer das Kind hat, hat die Macht“. Jürgen Rudolph veränderte diesen Satz ebenso eindrucksvoll wie erschreckend: „Im Familienrecht gilt oftmals etwas anderes: Wer die Macht hat, bricht das Recht.“

Matthias Bergmann mahnte die Fortbildung für Richterinnen und Richter an und sprach über die Diskrepanz der Qualität zwischen Kindern und Gütern am Beispiel von „Streitwerten“. Bei einem Rechtsstreit über ein Auto im Wert von 10.000 EUR werden gerichtlich andere Maßstäbe angesetzt als bei lebenslang wirkenden Entscheidungen über das Leben eines Kindes.

Als nächstes kamen die Politiker der Parteien SPD, CDU, FDP, Die Grünen und DIE LINKE auf die Bühne. Da ich nicht nur als Moderator, sondern auch als Vorstandsmitglied des Vereins Papa Mama Auch e.V. in Hamburg agiert habe, möchte ich von Wiedergaben, Eindrücken und Statements von Aussagen der Politikerinnen und Politiker absehen. Vielleicht können Besucher und Mitwirkende in den Kommentaren ihre persönlichen Meinungen und Eindrücke wiedergeben.

Wortprotokoll zur Richterfortbildung vor dem Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz seit Mitte Januar endlich online

In meiner Moderation habe ich auf das vernichtende Urteil der deutschen Top-Richter in der Anhörung im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages vom 25.9.2019 hingewiesen. Alle dort anwesenden Top-Richter*innen haben deutlich ihre Unzufriedenheit mit dem derzeitigen Familienrecht zum Ausdruck gebracht. Das Bedürfnis einer Wortmeldung oder Kommentierung aus der politischen Richtung kam nicht. Einzig Richter a.D. Jürgen Rudolph zeigte sich überrascht, dass es dort eine so klare Haltung seiner Kollegen gegeben haben soll. Ich verwies zum Faktencheck auf das Wortprotokoll, das nach mehrfachem Mahnen seit Mitte Januar endlich online ist. ARCHEVIVA berichtete: Auf dem Prüfstand: Zerstörung der (Nachtrennungs-) Familien durch Familienrichter ?

Auswirkungen von Beschüssen des EGMR für die BRD

Auch eine weitere Frage fand keine politische Wortmeldung: Welche Bedeutung haben Beschlüsse des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte in der Bundesrepublik Deutschland? Ich bezog mich dabei auf das Urteil des EGMR vom 29.10.2019 gegen Moldawien, in dem es um Eltern-Kind-Entfremdung ging. Einzig Jürgen Rudolph machte hier deutlich, dass der EGMR eine Einrichtung aller Staaten in Europa sei, also auch derer, die nicht in der EU sind. Und so würden die Beschlüsse in Deutschland leider allenfalls als „Empfehlungen“ verstanden und hätten keinerlei bindende Wirkung in unserem Rechtsstaat. Meine Folgefrage an die Politik, warum es diese Einrichtung für Menschenrechte in Europa gäbe, blieb ebenfalls unbeantwortet.

Gerichtsverfahren vor einem Familiengericht ist ein reines Glücksspiel, immer mehr !

Aus dem Publikum gab es einige Beispiele von Betroffenen und auch die Aussage einer Fachanwältin für Familienrecht, die zuletzt nach einer Verhandlung vor dem Familiengericht vom selben Tage in Hamburg noch so fassungslos war, dass sie erneut ernsthaft darüber nachgedacht hat, ihren Job als Familienanwältin hinzuschmeißen, weil Gerichtsverfahren vor Familiengerichten immer mehr zum Glücksspiel werden.

Das wiederum bestärkte mich, mein zweites Zitat aus dem obigen Interview mit der BILD am Sonntag auch als Schlusswort und somit als unmissverständlichen Auftrag an alle politischen Parteien zu formulieren: „Im Familienrecht sind wir nicht Rechtsstaat, sondern Bananenrepublik!“

Schilderung des Ereignisses aus Sicht von Thorsten Vanselow

Dann nutze ich mal Ulf Hofes Steilvorlage um meine Eindrücke der Podiumsdiskussion mitzuteilen. Ulf hat hervorragend moderiert. Das Schorsch war ein super guter Veranstaltungsort, Danke an das Team vom Schorsch. Wir kommen gerne wieder.

FDP einzige Partei, die sich für das Thema „Beziehungserhalt der Kinder zu beiden Eltern“ einsetzt ?

Die Hütte war voll, das war uns natürlich wichtig. Danke an alle Besucher.
Zur politischen Bewertung möchte ich nur so viel sagen, dass es leider derzeit nur eine Partei gibt, die unser Anliegen vollends unterstützt, die Partei beginnt mit einem „F“ ! Von allen anderen Parteien ist da so gut wie nichts zu erwarten, trotz ca. 50.000 entfremdeter Kinder in Deutschland pro Jahr ! Das ist seeeehr traurig und zeugt von Ignoranz in diesem Thema. Diese Parteien wiesen alle darauf hin, dass dieses Thema KEIN Wahlkampfthema sei!

Sehr wohl ein Wahlthema !

Zum Glück las Herr Rudolph Ihnen die Leviten und wies darauf hin, dass das nicht korrekt und sehr wohl ein Wahlkampfthema sei. Herr Rudolph war in meinen Augen sowieso der Held des Tages !

So eine Veranstaltung ist meines Erachtens durchaus wiederholenswert, dann aber mit mehr Teilnehmern der Professionen. Wir überlegen, ob wir so etwas noch mal organisieren. Auch Psychologen sollten daran teilnehmen, obgleich den Informierten unter uns natürlich sowieso schon bewusst ist, welche Schäden entfremdeten Kindern und Elternteilen droht.

Vielen Dank an unsere Gruppe der „Hamburger engagierten Eltern“, namens Ilja Masanek, Björn Hansen, Dirk Volkmann, Mellie Boldt, Burkhard Röttger und Peter Hennings, die das Gesamte initiiert haben und seit Mitte/Ende November an dem Projekt mitgearbeitet haben. Nur wenn wir viele sind, können wir etwas erreichen.

Gemeinsamer Kampf mit vielen Vorkämpfern gegen die Ignoranz dem Thema gegenüber !

Und nicht zuletzt ein Dank an den Väteraufbruch für Kinder LV Hamburg und Lübeck, an den ISUV vertreten durch Johannes Zink und an Papa-Mama-Auch für die großartige Unterstützung. Ohne alle Beteiligten wäre diese Veranstaltung nicht möglich gewesen.

Ilja Masanek arbeitet an einem Film für die Veranstaltung, er hatte einen professionellen Kameramann engagiert, der die Veranstaltung gefilmt hat und auch O-Töne festgehalten hat.

Im Prinzip waren alle, mit denen ich gesprochen habe zufrieden mit der Veranstaltung, auch wenn uns nach wie vor und trotz „Weil Du mir gehörst“ eine unglaubliche Ignoranz entgegen schlägt. Das gilt es noch zu ändern.

Deswegen → weitermachen !

Danke an alle und falls ich irgendjemanden vergessen haben sollte, bitte ich dies zu entschuldigen.