Eltern-Kind-Entfremdung – EKE

Definition, Strategie und Folgen von Eltern-Kind-Entfremdung

Erscheint auf ARCHEVIVA 2021-06-15

Foto und Text: Franzjörg Krieg. Mit freundlicher Genehmigung.

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Karlsruhe/Bad Rotenfels. Der 1. Vorstandsvorsitzende des VAfK Karlsruhe e.V., Franzjörg Krieg, gestattet ARCHEVIVA die Veröffentlichung einer Übersicht über Definition, Strategie und Folgen von Eltern-Kind-Entfremdung: „Diese Zusammenfassung“, so Krieg, „wurde initiiert durch einen Impuls aus der Runde der Beratenden im VAfK. Verschiedene Autoren waren an dieser Fassung beteiligt.“

Die Ausarbeitung

1. Was ist Eltern-Kind-Entfremdung / Parental Alienation?

Definition der PASG*

Eltern-Kind-Entfremdung liegt vor, „wenn ein Kind –

  • häufig eines, dessen Eltern sich in einer konflikthaften Trennungssituation befinden,
  • eine enge Allianz mit einem Elternteil eingeht
  • und eine Beziehung mit dem anderen Elternteil ohne legitime Begründung“** abbricht.

*Parental Alienation Study Group – https://pasg.info/
**Lorandos, Bernet and Sauber, Parental Alienation: The Handbook for Mental Health and Legal Professionals

Definition von Karen und Nick Woodall

Eltern-Kind-Entfremdung ist ein Problem

  • im Spektrum induzierter psychologischer Spaltung als Abwehrmechanismus bei einem Kind,
  • das typischerweise im Zusammenhang mit einer Trennung / Scheidung der Eltern auftritt,
  • und das dazu führt, dass das Kind sich pathologisch mit einem Elternteil verbündet,
  • was es anfällig macht für die intrapsychischen Konflikte und Abwehrmechanismen dieses Elternteils.

Nach: Woodall, K. & Woodall, N. (2019). Working with post-separation pathological splitting in children. London: Family Separation Clinic

Das 5-Faktor-Modell nach Amy Baker

  1. Das Kind lehnt den Kontakt zu einem Elternteil ab
  2. In der Vergangenheit gab es eine positive Bindung und Beziehung zwischen Kind und abgelehntem Elternteil
  3. Der abgelehnte Elternteil hat das Kind nicht missbraucht oder vernachlässigt
  4. Der bevorzugte Elternteil zeigt entfremdende Verhaltensweisen
  5. Das Kind zeigt die Entfremdungssymptome (8 Symptome nach Gardner)

17 Entfremdungsstrategien nach Amy Baker

  1. Schlechtreden
  2. Behinderung des Kontakts
  3. Störung der Kommunikation
  4. Verhinderung symbolischer Kommunikation (Fotos etc.)
  5. Liebesentzug
  6. Dem Kind das Gefühl geben, dass der andere Elternteil es nicht liebt
  7. Dem Kind das Gefühl geben, der andere Elternteil sei gefährlich
  8. Das Kind zwingen, zwischen den Elternteilen zu entscheiden
  9. Das Kind in Erwachsenenthemen ins Vertrauen ziehen
  10. Das Kind nötigen, den anderen Elternteil abzulehnen
  11. Vom Kind verlangen, den anderen Elternteil auszuspionieren
  12. Vom Kind verlangen, Dinge vor dem anderen Elternteil geheim zu halten
  13. Den anderen Elternteil dem Kind gegenüber per Vornamen nennen (Statt „Papa“ / „Mama“)
  14. Einen Stiefelternteil „Mama“ oder „Papa“ nennen und das auch vom Kind verlangen/erwarten
  15. Den Nachnamen des Kindes ändern, um die Verbindung zum anderen Elternteil zu kappen
  16. Dem anderen Elternteil wichtige Informationen vorenthalten, seinen Namen nicht auf Dokumenten angeben
  17. Abhängigkeit kultivieren und die Autorität des anderen Elternteils untergraben

Vergleiche dazu den Fragebogen aus dem KiMiss-Instrument der Uni Tübingen

Mit diesem Instrument wird der Versuch unternommen, das Kindeswohl über die Definition als Lebensqualität durch die Summierung verschiedener Verhaltensweisen des entfremdenden Elternteils messbar zu machen.

Während die hier geschilderten anderen Auflistungen auf die USA zugeschnitten sind, berücksichtigt das KiMiss-Instrument die Situation in Deutschland.

Beispiel:
In einigen Staaten der USA gibt es eine 50-miles-rule bzw. eine 100-miles-rule. Zieht ein Elternteil mit dem Kind weiter als über diese Entfernungsgrenze hinaus um, kommt das Kind automatisch zum anderen Elternteil.

In Deutschland ist es üblich, dass Mütter auch über 1000 km Entfernung durch Umzüge zwischen Kind und Vater bringen. Eine solche Aktion, die für Kind und Vater als Kindesentführung wirksam wird, ist in Deutschland meist sanktionsfrei, womit der Staat Kindesmissbrauch offiziell mit organisiert.
Mütter werden in solchen Kontexten vom Staat wie Kinder oder Behinderte als unfähig zur Verantwortungsübernahme behandelt.

Im KiMiss-Fragebogen werden 55 Items als Verhaltensweisen gelistet, die vom entfremdenden Elternteil „einmalig oder gelegentlich oder oft oder grundsätzlich“ gezeigt werden;
weitere 59 Items, die als Verhaltensweisen „einmalig oder mehrmals“ gezeigt wurden
und weitere 37 Items, die „zutreffen oder nicht zutreffen“.

Die 8 Anzeichen für EKE nach Richard Gardner

  1. Verunglimpfungskampagne
  2. Schwache / absurde Begründungen für die Ablehnung
  3. Fehlende Ambivalenz
  4. Betonung der „eigenen Meinung / Entscheidung“
  5. Reflexartige Unterstützung des bevorzugten Elternteils
  6. Fehlende Schuldgefühle
  7. Geborgte Szenarien
  8. Erweiterung der Ablehnung auch auf das Umfeld des abgelehnten Elternteils

Schweregrade

  1. Mild: Das Kind sagt, es möchte keinen / weniger Kontakt, geht aber zum anderen Elternteil und hat eine gute Zeit mit ihm / ihr
  2. Moderat: Das Kind zeigt auch während der Zeit beim abgelehnten Elternteil ablehnendes Verhalten
  3. Schwer: Komplette Ablehnung, Kontaktabbruch,
    Kind zeigt alle 8 Entfremdungszeichen

EKE ist NICHT:

  • Umgangsboykott eines Elternteils, wenn das Kind den Umgang nicht ablehnt
  • Ablehnung des Kontaktes zu einem Elternteil, der gewalttätig ist, das Kind missbraucht oder vernachlässigt hat
  • Ablehnung bestimmter Verhaltensweisen eines Elternteils, wenn diese geändert werden können und das zur Besserung der Beziehung führt
  • „Entfremdung von Anfang an“, wenn nie eine Bindung bestand
  • Kontaktabbruch durch einen Elternteil

Diese Umstände sind auch behandlungsbedürftig, benötigen aber andere Herangehensweisen.

2. Wie entsteht Eltern-Kind-Entfremdung?

Die Sicht des Kindes

Das Kind

  • erlebt einen Elternteil, dem es nicht gut geht, der sich verletzt / verlassen fühlt.
    Es möchte ihn / sie beschützen (Parentifizierung).
  • erlebt einen Elternteil, der es ins Vertrauen zieht und von ihm Solidarität wünscht, erwartet oder verlangt.
  • erlebt einen Elternteil, der ihm seine Liebe entzieht oder verletzt reagiert, wenn es positive Gefühle für den anderen Elternteil zeigt.
  • erlebt, dass ein Elternteil mehr Macht hat als der andere, Gewalt über den anderen ausübt und „rettet“ sich auf die Seite der Macht.
  • ist von diesem Elternteil emotional und oft auch physisch abhängig.
  • Wenn das Kind die Spannung nicht mehr aushält, „wählt“ es eine Seite (pathologische Bindung).
  • Die verbotenen positiven Gefühle für den anderen Elternteil, die nicht erlaubt sind, werden abgespalten, um Schuldgefühle zu vermeiden.
  • Psychologische Spaltung: ein infantiler Schutzmechanismus, der unbewusst passiert und Vernunft und Argumenten nicht zugänglich ist.
  • Extremes Schwarz-Weiß-Denken, oft nicht nur in Bezug auf die Eltern.
  • Es entsteht ein defensives, übersteigertes „falsches Selbst“.
  • Kinder agieren oft wie „Roboter“ und haben später keine Erinnerung an Ereignisse!
  • Die Spaltung kann auch nach Kontakt-Wiederaufnahme bestehen bleiben, dann ist spezielle Therapie notwendig.

Besonders Kinder in der beginnenden Pubertät (Mädchen etwas früher als Jungs), die schon seit Jahren die Trennung der Eltern als ein Phänomen zweier getrennter und oft auch konfrontativ aufgestellter Welten erleben, halten den Spagat, den sie leisten müssen, nicht mehr aus.

Als unbewusste psychologische Notrettungsmaßnahme folgern zwei Prozesse:

  • In der Abspaltung werden die beiden Welten getrennt und das Kind definiert sich als der Welt des Bestimmungsmachtinhabenden zugehörig, rettet sich also auf die Seite der Macht.

  • Um damit leben zu können, dass es einen Elternteil wählt und einen ablehnt, definiert es in einer Zuweisung die Welt, in der es lebt, als gut und die andere Welt als böse. Diese Zuweisung ist so stark, dass alles durch diese Voreinstellung gesehen und bewertet wird. Kinder können ab diesem Zeitpunkt nicht mehr autonom bewerten.

Psychologische Spaltung im Kind

  1. Der traumatisierte Anteil:
    – unbewusst / verdrängt
    – Bewusstsein des Kindes, in einer unmöglichen Lage zu sein
    – Trauer über den Verlust
    – Schuld und Scham aufgrund der Ablehnung

2. Der defensive Anteil
– nach außen sichtbar
– demonstriert Ablehnung / Hass
– hält den traumatisierten Anteil im Unbewussten
– “falsches Selbst”, übersteigert, selbstherrlich, Rollenumkehr

3. Der gesunde Anteil
– Kompensation
– Scheinbare psychische Gesundheit, gute Schulleistungen, Freundschaften, etc.
– “reifes” Auftreten
– wird überbetont

Die Sicht des Entfremders

Motivationen:

  • Verletzung und Hilflosigkeit, das Kind als Partner-Ersatz oder „Heilmittel“ (Therapeutikum)
  • Angst, das Kind an den anderen zu verlieren
  • Das Kind als Waffe / Mittel zur Rache (z.B. für das Ende eines Lebenstraumes)
  • Das Kind als Machtmittel, um den anderen weiter zu kontrollieren

In diesem letzten Punkt kollidieren die Abläufe mit der „political correctness“, wenn die Mutter die Entfremderin ist. Es ist dann nicht der patriarchale Vater, der Macht und Kontrolle ausübt, sondern die Mutter, was gerne im System negiert wird.

Verstärker:

  • Persönlichkeitsstörungen => fehlendes Unrechtsbewusstsein
  • Die Spaltung im Kind verstärkt das entfremdende „Schutzverhalten“
  • Unwissende oder fehlgeleitete Fachleute, Freunde, Familienmitglieder

Erste Warnzeichen

Beim Kind

  • Man hat das Gefühl, dass das Kind einem emotional „entgleitet“ – Vertrauen schwindet, die eigene Autorität schwindet.
  • Das Kind äußert sich einem gegenüber abwertend und ist nicht zugänglich für klärende Gespräche.
  • Das Kind macht Äußerungen, die von der Wortwahl nicht seinem Alter entsprechen. Man hat das Gefühl, der andere Elternteil spricht aus dem Kind.
  • Das Kind ist während der eigenen Elternzeit in ständigem Kontakt zum anderen Elternteil.
  • Das Kind hat mit dem anderen Elternteil Geheimnisse vor einem oder fragt einen auf merkwürdige Weise aus, evtl. über „Erwachsenenthemen“.
  • Das Kind scheint sich mit dem anderen Elternteil zu verbünden, dieser scheint in den Augen des Kindes alles richtig zu machen.
  • Das Kind glaubt, es könne selbst entscheiden, ob und wann es zwischen den Elternteilen wechselt.

Beim hauptsächlich betreuenden (entfremdenden) Elternteil

  • Betreuungszeiten beim abwesend wohnenden Elternteil werden verschoben oder abgesagt, „weil das Kind nicht will“, und es werden keine oder keine fairen Ersatzangebote gemacht.
  • Dem Kind wird die Entscheidung über Treffen mit dem anderen Elternteil überlassen, es werden ggf. attraktive Angebote gemacht, die das Kind nicht ablehnen kann.
  • Es wird Konkurrenz aufgebaut, indem schöne Erlebnisse, die man mit dem Kind hatte, „getoppt“ werden.
  • Wichtige Informationen über das Kind oder Termine des Kindes, z.B. Schulaufführungen, werden nicht kommuniziert.
  • Kontakt zum Kind, während es beim anderen Elternteil ist, wird boykottiert oder übertrieben gepflegt.
  • Konstruktive Kommunikation, ggf. auch Elternberatung, wird verweigert oder boykottiert.
  • Es werden Vorwürfe erhoben (Gewalt, psychische Krankheit), die unwahr oder übertrieben sind.

3. Wie gehen die Professionen (JA / Gericht) mit EKE-Fällen um?

Probleme der Professionen

  • Wenn die Welt der Professionen in ein ideologisches politisches Setting eingebettet ist, in dem mit allen Mitteln die Eltern disbalanciert werden und das allen übergestülpte Residenzmodell einen Gewinner und einen Verlierer unter den Eltern braucht, ist nicht verwunderlich, wenn dieses Ziel auch mit allen Mitteln begünstigt wird. Aktive Instrumentalisierung des Kindes ist eine willkommene Methode, dieses Ungleichgewicht zu schaffen, in dem der „Sieger-Elternteil“ einen sanktionsfreien Missbrauchsspielraum zugesprochen bekommt, um den anderen Elternteil zu dominieren und gegen diesen Gewalt auszuüben. Dies ist politisch aktiv geplant, um die negative Reaktion des „Verlierer-Elternteils“ bewusst zu provozieren. Diese wird dazu benötigt, diesem alle Schuld an den negativen Auswirkungen der politisch geplanten Abläufe zuzuschreiben. Damit wurde in Deutschland nach dem „Schuldprinzip“ mit dem „Zerrüttungsprinzip“ ein neues Schuldprinzip mit vorher schon feststehender Schuldzuschreibung geschaffen.

  • Fehlende spezifische Ausbildung und Berufserfahrung, fehlende Interventionsmodelle und Leitfäden – es ist politisch nicht gewollt, bessere Instrumente zur Verfügung zu haben.

  • EKE ist kontraintuitiv:

    • Pathologische Bindung sieht aus wie liebevolle Beziehung (Symbiose als Lebenskonzept)
    • Reaktion des entfremdeten Elternteils sieht aus wie Ursache der Entfremdung (siehe oben: Schuldzuschreibung)
    • Falsches Selbst sieht aus wie reifer Kindeswille („Willst Du Deiner/m Mama/Papa nicht noch mal eine Chance geben?“)
    • Hilfreiche Intervention sieht aus wie Gewalt („Wenn die Mama/der Papa nicht will, können wir auch nichts machen…“)
    • Die Problematik wird ideologisch als Lösung erkannt (…damit alle zur Ruhe kommen…)
  • Verbreitete, kontraproduktive Glaubenssätze:

    • Hochkonflikt“-These: „Zum Streiten gehören immer zwei“
    • „Das Kind muss zur Ruhe kommen“ – durch Kontaktreduktion zum abgelehnten Elternteil
    • „Das Kind wird von selbst zurückkommen, wenn es älter wird“
  • Gefahr, vom Entfremder vereinnahmt zu werden.
  • Berechtigte Ängste vor Schwierigkeiten, wenn Fachleute beherzt eingreifen.

Positive Interventionsansätze

  • Spezielle Familienhilfen, Konfliktberatung
  • Umgangspflegschaften
  • Kurs „Kinder aus der Klemme“
  • Cochemer Praxis
  • Warendorfer Praxis

Diese Ansätze sind vor allem für frühe Intervention und milde Fälle geeignet, leiden aber unter einem politischen Klima, in dem Reformen politisch verhindert und auch wichtigste Studien politisch manipuliert und ausgebremst werden.

Warum oft nicht geholfen wird

  • Für schwere Fälle fehlen in Deutschland Interventionsmodelle
  • Strukturierte Diagnostik fehlt, auch z.B. auf Persönlichkeitsstörungen
  • Interventionen beruhen in der Regel auf Freiwilligkeit, der Entfremder wird selten in die Pflicht genommen
  • Zeit heilt nicht, sondern verstärkt die Entfremdung
  • Bedeutung des „Kindeswillens“ steigt mit dem Alter – bei Jugendlichen wird kaum interveniert
  • Traditionelle Therapie ist in der Regel nutzlos bis schädlich und kann die Entfremdung zusätzlich verstärken
  • Intuitive Herangehensweise führt zu Verschärfung des Problems durch falsche Maßnahmen (Sorgerechtsentzug, Umgangsausschluss)
  • Ideologische Sperren verhindern den Blick auf die Abläufe, weil in der pathologischen Abwehr eines Elternteils die dem Residenzmodell adäquate Lösung gesehen wird.

4. Was können betroffene Eltern tun?

Selbstfürsorge

  • Verstehen, was mit meiner Familie, vor allem meinem Kind, passiert
  • Mit meinen Gefühlen umgehen lernen (Angst, Wut, Scham)
  • Psychologische Unterstützung suchen
  • Netzwerke knüpfen
  • Mich engagieren – im EKE-Bereich oder auch woanders
  • Ein gutes Leben leben – mir und meinem Kind zuliebe

Wenn noch / wieder Kontakt besteht

  • Die Hohe Schule der Elternschaft lernen: Therapeutic Parenting (s. Literatur)
  • Einen Raum schaffen, in dem das Kind Kind sein darf – klare Rollenverteilung, Parentifizierung vermeiden
  • Dem Kind gegenüber nicht in die Opferrolle fallen: Ich bin für dich da, nicht du für mich
  • Auf Abwertung nicht mit Rechtfertigung reagieren, sondern auf die Gefühle des Kindes und sein Bedürfnis nach Nähe, Wärme, Sicherheit eingehen
  • Positive Erlebnisse schaffen, keine „Klärungsgespräche“ (wenn sie nicht vom Kind ausgehen)
  • Darauf achten, dass das Kind nicht die Spaltung umdreht, ich zum „guten“ und der andere zum „bösen Elternteil“ wird

Wenn kein Kontakt besteht

  • Elternsein besteht ein Leben lang und wirkt auch transgenerational nach
  • Mir bewusst machen: Niemand kann mir diese Verantwortung nehmen!
  • Informiert bleiben, so gut es geht – das Kind aus der Distanz begleiten
  • Im Leben des Kindes präsent bleiben durch Briefe, Nachrichten, Geschenke, soziale Netzwerke – ohne aufdringlich zu sein
  • Briefe und Geschenke dokumentieren, falls sie das Kind nicht erreichen
  • Agieren, „als ob alles gut ist“: Positive Botschaften senden, Bedürftigkeit, Vorwürfe, „Überschütten“ mit Liebe vermeiden (das tut schon der Entfremder)
  • Niemals aufgeben – mein Kind ist nicht verloren. Es braucht mich. Karen Woodall sagt: „Du bist die beste Hoffnung deines Kindes auf eine gesunde Zukunft“
  • Pausen sind erlaubt, wenn ich mit meiner Kraft am Ende bin
  • Mich bereit halten: Kontaktaufnahme kann jederzeit passieren – muss aber nicht. Offen bleiben und gleichzeitig weiterleben – „Aktives Warten“
  • Mir bewusst machen, dass, sollte das Kind zurückkommen, nicht einfach „alles gut“ ist, sondern mein Kind mich dann als heilenden Elternteil brauchen wird.

Umgang mit den Professionen

  • Rollen, Aufgaben und Grenzen der einzelnen Professionen verstehen
  • Ruhig und sachlich bleiben:
    Die „4 As“ vermeiden (Anxious, Agitatad, Angry, Afraid – ängstlich, aufgewühlt, wütend, furchtsam) – Haltung des Verlierers

Entfremder präsentieren oft die „4 Cs“ (Cool, Calm, Charming, Convincing – cool, ruhig, charmant, überzeugend)! – Haltung des Gewinners

  • Durch eigenes Verhalten demonstrieren, dass die Vorwürfe des Entfremders haltlos sind
  • Friedfertigkeit demonstrieren, zeigen, dass man selbst nicht derjenige ist, der den Konflikt schürt
  • Vorsichtig (!) versuchen, EKE-Infos weiterzugeben. Nicht besserwisserisch auftreten.
  • Wenn möglich, einen EKE-Experten ins Boot holen
  • Realistisch bleiben – Nicht zu viel erwarten

Literatur

Englisch:

  • Jill Egizii und Judge Michele Lowrance: Parental Alienation 911 Workbook

    => Erste Hilfe, Umgang mit Wut und Scham

  • Karen und Nick Woodall: Understanding Parental Alienation – Learning do Cope, Helping to Heal

    => Umfassender Ratgeber zum Verstehen und Handeln in verschiedensten Konstellationen (Gerichts-Tipps nur eingeschränkt verwendbar, da auf das englische System bezogen)

  • Amy Baker und Paul R. Fine: Co-Parenting with a Toxic Ex – What to Do When Your Ex-Spouse Tries to Turn the Kids Against You

    => Für Eltern, die noch Kontakt haben. Verstehen, was im Kind vorgeht, und dem Verhalten des Kindes angemessen begegnen

  • Internet-Blog von Karen Woodall: https://karenwoodall.blog/

    => Sehr gute Erklärungen, Tipps für entfremdete Eltern, psychologische Hintergrundinfos, praktische Therapiemöglichkeiten

Letzte Publikationen waren die entsprechenden Referate bei der 5. Internationalen Konferenz des ICSP (International Council von Shared Parenting) 2020

https://vancouver2020.org/

Baker Amy: Five factor Model

Siehe auch: https://hochstrittig.org/5-faktor-modell-zur-erkennung-von-eltern-kind-entfremdung/

Harman Jennifer: Woozling about Parental Alienation

Matthewson Mandy: Best Pratices in Parental Alienation

Samun Moran: Parental Alienation, Divorce-violence

Koivula: Parental Alienation as a Criminal Matter

Deutsch:

  • Anna Pelz:

Blog  https://pas-coaching.blogspot.com/
Youtube-Kanal https://www.youtube.com/channel/UCiY-zt2MGohfxUHqx2FeyxQ
=> u.a. Tipps zum Umgang mit einem entfremdeten Kind

Andritzky Walter: Verhaltensmuster und Persönlichkeitsstruktur entfremdender Eltern: Psychosoziale Diagnostik und Orientierungskriterien für Interventionen

https://www.kimiss.uni-tuebingen.de/