Zum Tod eines Mitkämpfers

– Der Freitod eines Vereinsmitglieds –

Hartmut Wolters, 1. Vorsitzender des VAfK Köln e.V., schreibt einen Nachruf

2014-02-25

Zum Freitod eines Vereinsmitglieds des Väteraufbruch für Kinder in Köln. Foto: Heiderose Manthey.

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Der Brief

Liebe Mitglieder, Freunde und Förderer des VAfK Köln e.V.,

Ansprache von Hartmut Wolters zum Tod eines Vereinsmitglieds.

Ansprache von Hartmut Wolters zum Tod eines Vereinsmitglieds. Foto: Heiderose Manthey.

ein Mitglied aus unserem Verein hat in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag den Freitod gewählt.

Eine völlig durchgeknallte Ergänzungspflegerin hat ihm den Umgangs geraubt und nachdem er sich fast ausschließlich um das Kind gekümmert hatte, durfte er drei Jahre nach der Trennung seinen Sohn nur noch eine Stunde pro Monat sehen.

Selbst das Jugendamt spricht im Gerichtsprotokoll von einer „Überreaktion“ der Kollegin. Seit der Trennung wurde ihm jedes Jahr aufs Neue der Umgang entzogen, und nach zähem Ringen mit Gerichten und Jugendämtern auch jedes Jahr wieder hergestellt. Dies geschah 2011, 2012 und 2013.

Seine Ex-Frau hatte, unterstützt von Gerichten, Jugendämtern und anderen Fachkräften, die Energie, unseren Mitkämpfer immer wieder mit neuen Gerichtsverfahren zu konfrontieren, und er, stets alleine und auf sich gestellt, brachte dennoch die Energie auf, sich dagegen zu wehren. Einzige Hilfe bekam er von den Vätervereinen Väteraufbruch für Kinder und Eltern für Kinder im Revier.

In ihrem Beschluss schreibt die Richterin „Er ist der Ansicht, dass von den Verfahrensbeteiligten das Kindeswohl nicht beachtet werde.“ Die Mutter des Kindes gab als Begründung lediglich an, das sie Angst vor dem Vater habe und ihr Sohn auffällig sei, so dass auch der wiederhergestellte Umgang immer etwas weniger wurde. Das vom Vater beantragte Wechselmodell würde „bei der Mutter weitere Ängste schüren, die sie dann offen thematisieren und damit Fabian (Name von der Redaktion geändert) belasten würden.“ Um Fabian, der Sohn unseres Mitkämpfers, von diesen Belastungen durch die Mutter zu entbinden, wird der Vater zum Wochenendpapa degradiert. Um einem Umgangspfleger rechtfertigen zu können, durfte er seinen Sohn nicht mehr vom Kindergarten abholen und montags zum Kindergarten bringen, sondern durfte ihn freitags erst um 16 Uhr abholen und musste ihn sonntags bereits um 17 Uhr zurückbringen, damit der Umgangspfleger die Übergaben beobachten kann. So hat das Familiengericht die Maßnahme tatsächlich begründet. Alles zum Schaden des Umgangs und damit des Erhalts der Bindung zwischen Vater und Kind. Auch die Kontakte in der Woche wurden mit dieser Maßnahme eingestellt und das Gericht stellt gleichzeitig fest, dass insbesondere die Mutter nicht kooperiert. Dennoch wurden Vater und Kind sanktioniert.

Der eine oder andere Leser wird vielleicht denken, dass dieser Fall eine große Ausnahme ist. Dem ist aber nicht so. Zweimal im Monat treffen sich in unserer Selbsthilfegruppe Väter und Mütter, die nach dem gleichen Muster vom Gericht abgefertigt werden. Der betreuende Elternteil zeigt sich unwillig und alle Fachkräfte unterstützen ihn dabei.

Der Vater wird anonym beigesetzt. Sein Sohn hat immer um ihn gekämpft. Er wird den Verlust seines Vaters vielleicht nie verarbeiten können. Bitte schreibt mir, was ihr Schönes mit unserem Mitstreiter erlebt habt, damit wir diese „Briefe“ später an Fabian aushändigen können.

Falls jemand Abschied nehmen, Kerzen oder anderes aufstellen möchte:

Wer an der Aktion teilnehmen möchte, wende sich bitte an den VAfK Köln e.V.

Liebe Leser,

ich muss ehrlich zugeben, dass mich der schicksalhafte Tod meines Weggefährten tief berührt und schwer getroffen hat. Ich habe in den letzten Tagen viele Tränen vergossen, weil ich ebenfalls zahlreiche Schicksalsschläge erlebt habe und derzeit erlebe. Viele Erinnerungen an meine eigene Vergangenheit und das Schicksal meiner Kinder kommen wieder hoch. Ich habe derzeit nicht die Distanz, meine Vereinsarbeit mit der bisherigen Professionalität auszuführen. Daher möchte ich Euch hiermit mitteilen, dass ich bis zum Ende der Osterferien die Leitung der Selbsthilfegruppe an meine Kollegen abgebe und den Newsletter solange ruhen lasse. Ich brauche die Zeit, um meine eigene Trauer über die Geschehnisse zu überwinden, die mich umgeben. Ich hoffe Ihr habt Verständnis.

Hartmut

Selbsthilfegruppe Köln