Katja Mast und Cornelia Spachtholz: Allen Kindern beide Eltern !

Dieser Appell muss von Berlin aus ins Justizministerium laut gerufen werden

Manthey: Institution gesucht, in der Kinder und Eltern während Trennung und Scheidung – also am schwächsten Punkt ihres schmerzhaften Lebensbruchs – kompetent aufgefangen werden können !

2019-02-12

Klipp und klar: Schluss mit der Abwehr gegenüber dem Doppelresidenz-Modell ! Katja Mast. SPD. Cornelia Spachtholz. Die beiden Frauen sind sich einig, dass ein Kind beide Eltern braucht und dass die rechtlichen Barrieren abgeschafft werden müssen und das Wechselmodell, also gleichwertige Betreuung, eingeführt werden muss. Fotos: Heiderose Manthey.

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Bruchsal/Weiler. Wenn auch in kleiner Runde, aber desto herzlicher und intensiver war die Diskussion der Führungs-Crew aus der süddeutschen Ecke um Lösungen für Familien in Trennungs- und Scheidungssituationen.

Am vergangenen Freitag lud die Kreis-SPD und die AfB zur Diskussion zum sogenannten Wechselmodell oder auch Doppelresidenz genannt in die AWO Bruchsal ein. Katja Mast MdB, stv. SPD-Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag, Cornelia Spachtholz, Bundesvorsitzende Verband berufstätiger Mütter e. V. (VBM e. V), Christian Holzer, Kreisvorsitzender SPD Karlsruhe-Land, Stephan Walter, Schulleiter und Kreisvorsitzender AG Bildung SPD Karlsruhe-Land, kamen mit dem Leiter der Geschäftsstelle, dem ehemaligen Realschullehrer Roland Herberger, Angela Hoffmeyer, VAfK-Bundesvorstandsmitglied, Franzjörg Krieg, Vorstandvorsitzender des VAfK Karlsruhe und weiteren Betroffenen und Interessierten ins Gespräch.

„Kinder brauchen beide Eltern gleichermaßen.“

Stephan Walter unterstrich gleich zu Beginn, dass die Kreis-SPD und die Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) die gesetzliche Einführung der gemeinsamen Betreuung als Betreuungsmodell, wie es derzeit im Bundestag verhandelt wird, unterstützt: „Ein Elternteil betreut und der andere Elternteil bezahlt, ist dem Familienmodell der 50er Jahre geschuldet und heute nicht mehr zeitgemäß“, sagt AfB-Vorsitzender Stephan Walter. „Kinder brauchen beide Eltern gleichermaßen. Die derzeitige Zweiklasseneinteilung in Betreuungselternteil und Besuchselternteil muss aufhören. Wir setzen uns dafür ein, dass künftig eine geteilte Betreuung zum gesetzlichen Standard werden soll, wie es jüngst auch auf dem 72. Deutschen Juristentag beschlossen worden ist“, so Walter. Gemeinsam getrennt erziehen vor alleinerziehen. Dazu forderte bereits 2015 der Europarat mit der Resolution 2079 seine Mitgliedsstaaten auf.“

Katja Mast: „Wenn einem sein Kind entzogen wird: Es gibt nichts Schlimmeres !“

Mit dieser Aussage eröffnete Katja Mast die Diskussionsbeiträge und traf gleich mitten ins Schwarze: Eltern, die einen solchen Schmerz erleben müssen, leiden genauso wie die Kinder am Zerschneiden der Bindungen zwischen sich liebenden Menschen. Der Blickwinkel vom Kind aus müsse im Vordergrund stehen, also die Frage danach: Was tut dem Kind gut ? Was braucht das Kind ?

Broschüre „Wir haben uns getrennt – wie können wir gemeinsam Eltern bleiben ? Doppelresidenz: Kindern zwei Zuhause geben.

Cornelia Spachtholz betonte, dass „wir das Beste für unsere Kinder wollen.“ Kinder haben Wurzeln. Es müsse ein Leitbild geben, das die Nachtrennungsfamilien in den Mittelpunkt rückt. Dabei dürfe es kein Zwangsmodell für alle geben. Kinder haben ein Recht auf beide Elternteile. Es geht nicht, dass einer betreut und der andere bezahlt. Es gibt auch Ausschlusskriterien für Doppelresidenz wie körperliche und psychische Gewalt. Dennoch gelte es Modelle zu schaffen, dass Doppelresidenz möglich gemacht werden könne.

Eine große Gefahr sah Spachtholz während der Entzweiung der Familie, dass vom Kinder betreuenden Elternteil der Ex-Partner ausgeschaltet und damit eine Entfremdungsmaschinerie durch strukturelle Ausgrenzung eines Elternteils gefördert werden könne. Kinder solidarisierten sich mit dem entfremdenden Elternteil. Die Lösung sei die Erstellung eines Kriterienkatalogs. Beide Eltern müssten in die Pflicht genommen werden, sie müssten beide in die eigenständige Kraft kommen und nicht einer von ihnen in einem Burnout enden. Konflikte gelte es auch zu lösen durch die Zuwendung des Kindergeldes und im Ehegattensplitting, in der Einführung eines Elternführerscheins. Die Alltagsverantwortung müsste von beiden übernommen werden. Es gelte einen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, die Eltern auf die Spur zu bringen. Und im Übrigen sei sie es gewesen, die den Begriff „Getrennt erziehen“ eingebracht habe und nicht die Väterszene.

 

Fortsetzung folgt.

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