Doppelresidenz ist nur eine Lebensform zum Abmildern der Trennungstraumata

Schmeil: Zur Anhörung im BT-Ausschuss zur paritätischen Doppelresidenz hatte ich den folgenden Kommentar für archeviva geschrieben:

… Erst, wenn die gemeinsame Verantwortung nicht mehr aufgelöst werden kann/darf, kann es darum auch keinen Streit mehr geben. …

2020-10-10

Bindung. Hält ein ganzes Leben. Egal, über welche Hürden man zu gehen hat. Ein Schicksal OHNE Bindung ? Wie kann man bindungs- und haltlos die schlimmsten Stürme seines Lebens überleben ? Heiderose Manthey kämpft im 24. Jahr um ihre Söhne. Ihre Kinder sind massiv entfremdet. Foto: Im Strafgerichtsprozess des Amtsgerichts Pforzheim am 24. September 2020. Das Bild von ihren Söhnen geht immer mit ! Foto: Teebaum.

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Güstrow/Keltern. Dipl. Pädagoge Horst Schmeil befasst sich auf Anfrage von ARCHEVIVA mit den Traumata, die bei Trennung der Kinder von einem Elternteil entstehen – auf beiden Seiten entstehen !

„Hallo, Heiderose,

richtig ist, dass Betroffene zur Anhörung bezüglich kid-eke-pas und Vertreter der Doppelresidenz (nicht des Wechselmodells) in den Ausschuss berufen werden. Die Doppelresidenz ist jedoch nur eine Lebensform zum Abmildern der Trennungstraumata für die Kinder und den entsorgten Elternteil. Wichtig dazu ist jedoch die Frage, wie eine Trennung verhindert werden kann und welche Infrastruktur Familien benötigen, um nicht auseinanderzufallen. Vor allem gehört dazu die auch faktisch auszuübende Sorgeberechtigung und Verpflichtung beider Eltern zu Pflege und Erziehung ihrer gemeinsamen Kinder. Solange vermeintliche Vorteile aus der Alleinerziehung möglich sind, wird es immer Streit mit den uns bekannten Folgen geben. Erst, wenn die gemeinsame Verantwortung nicht mehr aufgelöst werden kann/darf, kann es darum auch keinen Streit mehr geben. Eine Forderung hierzu vermisse ich seit Beginn der Auseinandersetzung bezüglich der Doppelresidenz bei den Betroffenen.“



Dazu wurde ich gebeten, ausführlicher Stellung zu beziehen. Ich fand heute in meinen eMails eine zugespitzte Formulierung von Hadmut Danisch, die einen wesentlichen Punkt für die Familienfeindlichkeit der derzeitigen Politik treffend darstellt:

Die unglücklichste Person der Welt

Hadmut 7.10.2020 22:48

„Ja. Wirklich.

Man weiß, wie die unglücklichste Person der Welt aussieht.

Naja, also es ist nicht eine einzelne bestimmte Person, sondern ein ganz bestimmter Typ von Person, wie sie hier¹ beschreiben:

The “profile” of the most unhappy person was a 42-year old woman who was unmarried, had no children, and was a professional.

Also so die typische Feministin oder das typische Emanzipationsprodukt.

Kein Mann, keine Kinder, Eierstöcke kurz vor Verschrottung, gehen schon nicht mehr durch den TÜV, die Erotik einer löchrigen Socke, von der die zweite fehlt, aber studiert und beruflich gleichgestellt.

Hurra.

Dagegen zu halten wäre die Beschreibung einer Frau und Mutter, die sinngemäß mitteilte:

Wenn ich keine Kinder hätte, hätte ich mehr Zeit für meine Interessen, mein Haus wäre immer sauber und aufgeräumt. Ich könnte verreisen, wann und wohin ich wollte. Mein Portemonnaie wäre voll – aber mein Herz wäre leer.“

Das Glück und Unglück einer Frau und Mutter

Diese Gegenüberstellung kann nur einen winzigen Ausschnitt unserer seit Jahrzehnten fehlgeleiteten Familienpolitik und deren Folgen anreißen. Wesentlich dabei ist jedoch, dass Glück und Unglück einer Frau und Mutter darin besteht, Kinder zu haben oder nicht und diesen Kindern gemeinsam mit dem Vater ein „Nest“ zu bieten, in dem sie gefahrlos aufwachsen können und aus dem heraus sie die Welt kennen lernen und lernen, ihren Platz darin zu finden.

Justiz in Deutschland ist eiskalt: In den wichtigsten Gesetzen fehlt das Wort „LIEBE“ !

Allein „Familie“ reicht dazu jedoch nicht aus. Die Familie lebt in einer Umwelt, die Anforderungen stellt. Die Eltern bringen den Kindern bei, wie sie mit diesen Anforderungen fertig werden, wie sie ihr Leben gestalten können, um später ihren Platz darin finden zu können. Unterstützung ist dabei von öffentlichen Einrichtungen erforderlich, insbesondere die Schule, um den Kindern viel Wissenswertes mit auf ihren Lebensweg zu geben. Das humanistische Weltbild hat dazu beigetragen. Ersatzeinrichtungen für Familien wie Krippe und Kindertagesstätte können nur bedingt ausgleichen, was im Elternhaus und der Wohnumgebung  zur Verfügung gestellt wird. In den wichtigen Gesetzen dazu fehlt der Begriff „Liebe“. Die frühere Fürsorgerin wird zur Sozialtechnikerin.

Bindung und Glücklichsein

Wichtig um glücklich zu sein ist Bindung, die auf gegenseitigem Vertrauen durch gemeinsame Erfahrungen beruht. Sie kann nur durch die Vorbildfunktion der Eltern und die Übernahme der elterlichen Ethik erfolgen. Bildung ist dann die Folge, die ein Kind in sich aufnimmt, wenn es Vertrauen über die elterliche Sicherheit erwerben durfte, die auch mit Verantwortung für sich und die gesamte Umwelt verbunden ist.

Die Kartoffelpuffer meiner Großmutter

Immer wieder wird von Erwachsenen erzählt, was sie in ihrer Kindheit glücklich gemacht hat: Die Kartoffelpuffer ihrer Großmutter, die Heuernte bei den Großeltern in den Sommerferien, die Spiele mit den anderen Kindern in der Straße, in der sie wohnten oder die Erkundungen im nahegelegenen Wald, das Schwimmen im See, die Ausflüge in den Zoo oder in die Natur, die Freundschaften und sportlichen Vergleiche im Sportverein, die Ferien in einem Ferienlager, usw. Es sind nicht die großem Ereignisse wie Weltreisen oder große Geschenke, sondern der liebevolle Alltag.

Diese Idylle ist heute kaum noch vorhanden. Die Kommunikation, die bei den zahlreichen Straßenspielen zwischen den Kindern gegeben war, wird heute durch Smartphones ersetzt, leider nur selten ergänzt. Der direkte Kontakt dadurch ist gering, auch wegen der wenigen Kinder, mit denen sie heute in ihrem Wohnumfeld spielen können, einfach, weil es weniger Kinder in ihrer Umgebung gibt. Allein in unserem Haus, in dem ich meine Kindheit verlebte mit acht Wohneinheiten, lebten 10 Kinder bei drei kinderlosen Ehepaaren. Die Spiele auf der Straße oder im Hof der Häuserzeilen waren der normale Umgang miteinander, der zur Anerkennung aller führten. Hierbei konnten wir uns entfalten, unsere Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten und die Kommunikationsformen entwickeln, die uns später in der Schule, in unserer eigenen Familie oder im Beruf nützlich waren. Alles wurde selbst erprobt, mit Kopf, Hand und Fuß erfahren.

Internetliebe oder die Speisekarte im Restaurant macht mich nicht satt

Im Gegensatz dazu werden heute nur noch die Finger bewegt. Ich machte das Defizit einmal damit deutlich, dass ich einer Frau, die die Internetliebe als höchst begehrenswert beschrieb, antwortete: Wenn ich Hunger habe und in ein Restaurant gehe, werde ich vom Lesen der Speisekarte nicht satt.

Wenn heute die Straßen nicht mehr Spielfläche sein dürfen und die Gefährdungen dort zu groß werden, müssen anderweitig wohnungsnahe Erlebnisflächen gestaltet werden, sowohl für den Alltag wie für die Wochenenden. Wälder und Seen sind zumindest zum Teil für die Freizeitgestaltung zur Verfügung gestellt werden, wobei der Naturschutz zu beachten ist. Doch das ist auch ein wichtiges Lerngebiet. Vergnügungsparks können als gelegentliche Erlebnisorte auch vorhanden sein, sie dürfen jedoch nicht zum geistigen Abschalten dienen.

Das Nest fürs Leben: Eine Familie, die den Kindern Sicherheit gibt

Wichtig für das harmonische Aufwachsen von Kindern ist vor allem – und damit komme ich auf die einleitende Gegenüberstellung zurück – eine Familie, die den Kindern die Sicherheit gibt, dass sie hierin geborgen sind. Das bedeutet, dass die Eltern sich gegenseitig achten und lieben, was als Vorbild von den Kindern übernommen wird. Die seit etwa 40 Jahren entwickelten Formen des Feminismus und der Genderideologie haben viel Streit in die Familien getragen, so dass immer mehr Ehen zerbrechen oder gar nicht erst geschlossen werden. Den Kindern wird dadurch ihr „Nest“ genommen, sie bekommen Lebensangst, neben dem einen Elternteil, meist dem Vater, auch die Mutter zu verlieren.

ADHS, Borderlinestörung und Narzissmus

Dieses bewirkt eine epigenetische Veränderung, (ADHS, Borderlinestörung, Narzissmus) die nicht nur ihr weiteres Leben, sondern auch das ihrer Kinder durch Vererbung massiv beeinträchtigt. Die Folgen sind in den psychiatrischen Kinderarztpraxen und Kinderkliniken zu besichtigen, ebenso an den hohen Scheidungsraten in den letzten Jahrzehnten, wobei die „alleinerziehende“ Mutter als Heldin gefeiert wird, während der Vater in den Dreck gezogen wird (Leider kann nur dieser Begriff dafür verwendet werden.) Das Ergebnis ist die Erziehung zum Entwickeln von Karrieredenken, insbesondere bei Frauen mit den Folgen, dass Kinder in Krippen und Kitas geparkt werden, in denen sie frühzeitig lernen müssen, ihre Ellenbögen gegen die anderen Kinder einzusetzen. Es ist kein Miteinander mehr, sondern ein frühzeitiges Gegeneinander.

Streit in Familien muss zu Lösung, nicht zur Spaltung führen !

Spätestens an diesem Punkt ist die Politik gefordert. Die Grundsätze aus Art. 6 GG sind endlich so in der einfachen Rechtsprechung umzusetzen, dass die Eltern, ob miteinander verheiratet oder nicht (mehr) dieselbe Verantwortung für die gemeinsamen Kinder haben. Dass es in Familien Streit geben kann, ist normal. Nur muss dieser in Formen ausgetragen werden, die zu einer Lösung führen. Können die Eltern dieses allein nicht erreichen, sind professionelle Schlichter einer Gerichtsverhandlung voranzustellen, wobei das oberste Ziel sein muss, den Eltern Hinweise zu geben, wie der Streit aus der Welt zu schaffen ist, damit den Kindern ihr Nest erhalten bleibt. Solange dieses nicht erreicht ist, wird sich der Streit der Eltern immer auf die Kinder auswirken, die diese Formen selbst wieder in ihren eigenen Familien übernehmen.

Es wurde bewusst auf die Mitteilung von Patentrezepten verzichtet. Ansätze dazu sollten in einer Fachtagung erarbeitet werden, die dann die Familienpolitik bestimmen.

Horst Schmeil

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¹ „Das Profil der unglücklichsten Person

Die Depressionsraten nehmen in den entwickelten Ländern stetig zu, wobei Frauen durchweg höhere Raten aufweisen als Männer. Und auch das selbstberichtete Glück der Frauen ist seit den 1970er Jahren rückläufig. Tatsächlich ergab eine 2011 durchgeführte Studie über die amerikanische Arbeitnehmerschaft, dass das „Profil“ der unglücklichsten Person eine 42-jährige Frau war, die unverheiratet war, keine Kinder hatte und berufstätig war (Ärztin, Anwältin usw.). Wenn man bedenkt, dass dieses Profil nicht nur immer häufiger anzutreffen ist, sondern auch etwas, das unsere Kultur uns erlaubt, vollkommen glücklich zu sein, ist es meiner Meinung nach fair, sich zu fragen, was da vor sich geht. Warum genau sind so viele von uns unglücklich? Und ebenso wichtig ist, was können wir dagegen tun?“

Quelle: https://www.eviemagazine.com/post/the-not-so-empowering-lies-women-have-been-sold-about-happiness/

Gewalt in der Kindheit – allein ein Produkt der Eltern ?

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