Anhörung im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz

Wissen die Experten eigentlich, was des Kindes ist ?

Kopflastigkeit der Experten und Mitglieder des Ausschusses dient weder den Kindern noch den Eltern in ausweglosen Trennungs- und Scheidungssituationen !

2019-02-14

Quantensprung zum Schutz der Kinder und Eltern im Deutschen Familienrecht längst überfällig ! Foto: Heiderose Manthey. Paul-Löbe-Haus. Berlin. ARCHE fordert Menschlichkeit und keine „Modelle“ !

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Berlin/Weiler. Als Zuhörer musste man schon eine große Portion Geduld mitgebracht haben zu der Anhörung der neun Sachverständigen vor dem Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz. Gestern fand die Expertenbefragung im Paul-Löbe-Haus vor über 50 Zuhörern statt. Die Tribüne war brechend voll. Mehr ging nicht mehr.

Androhung von Ordnungswidrigkeiten und Strafen

Überdiszipliniert wurden die Zuhörer gleich zu Beginn von Stephan Brandner, dem Vorsitzenden des Ausschusses. Weder durften Fotos von der Tribüne aus gemacht werden von dem Saal, in dem die Familienschicksal entscheidende Anhörung stattfand, noch Audio-Dateien erstellt werden, die die Reden der Experten hätten dokumentieren können.

Kommentare, sowie Beifall oder Laute des Missfallens wurden von Brandner mit Androhung von Ordnungswidrigkeit und Strafandrohung belegt.

HIGHTECH-Saal des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz im Paul-Löbe-Haus. Im Minutentakt sprachen alle „Sach“verständigen für das „Wohl“ des Kindes. Wissen sie denn wirklich, wovon sie sprechen ?

Da saßen also vom Deutschen Familienrecht zutiefst ge- und betroffene Eltern und Großeltern im verordneten Zwangskorsett zur Unregsamkeit diszipliniert vom Vorsitzenden; Eltern und Großeltern, die den Kontakt zu ihren Kindern und Enkeln verloren hatten, Vertreter von Väterverbänden und Selbsthilfegruppen, die die unsägliche Familienpolitik Tag täglich am eigenen Leib spüren müssen, die aber obendrein anderen Betroffenen noch helfen, damit diese die Folter, die ihnen von Jugendamt und Justiz zugefügt wird, überhaupt überleben können, und unten im Saal machten sich Experten zum Warmlaufen bereit, jeder vier Minuten Sprechzeit, mit Klingelzeichen auf Hightech-Anzeigetafeln eingespeist.

Die Akustik auf der „Gefolterten“-Tribüne war miserabel. Trotz Zuruf an den Vorsitz konnte diese nicht verbessert werden. Ein Manko – oder auch nicht, wollte man die Worte der sogenannten „Experten“ überhaupt hören, die über das Schicksal der Kinder von Elternpaaren zu sprechen und mehr oder weniger zu entscheiden sich wagten.

„Experten“ treiben die Kinder in die totale Isolation

Sie sprachen über Familien nach Trennung und Scheidung, über deren Kinder, die sie per Gesetz in die totale Isolation treiben konnten, die Bindung abgerissen von Vater, von der Mutter, von den Großeltern, vom Staat geschröpft, begutachtet, abgezockt und verpönt. Der Supergau im Leben jedes Kindes, jedes Elternteils. Schlichtweg das Aus.

Eine Familie, die in den schlimmsten Stunden ihres Lebensbruch dem Deutschen Familienrecht ausgesetzt ist, kann schlimmstenfalls durch dieses gänzlich zerstört und vernichtet werden.

Aber darüber wurde nicht gesprochen. Allerhöchstens von Deeskalation von Konflikten beim Wechselmodell. Immerhin.

Persönlichkeitsqualitäten und keine Kopfleistungen sind verlangt !

Betroffenen-Experten wurden nicht eingeladen. Trotz mehrerer Anschreiben der ARCHE an den Ausschuss: Erneuter Anlauf: BETROFFENE IN DEN AUSSCHUSS – keine Profiteure !

Die Vaterverbände seien nicht eingeladen worden, so der Vorsitzende Brandner eingangs. Lapidar meinte er, sie hätten gerne kommen können und sich auch auf die Zuhörertribüne begeben können, wenn sie sich im Ausschuss angemeldet hätten. Welch ein Hohn ! Verlangten die Väterverbände nicht als Wissende, als Sachverständige angehört zu werden ? Schließlich hatten sie ja die Erfahrungen auf ihrer Seite, das erlittene Leid einer vernichtenden Justizmaschinerie

Diejenigen, die das grausige Spiel um ihre Kinder, um ihre Gesundheit, um ihre gesellschaftliche Stellung verloren hatten nach Jahren von Kämpfen um ihre Kinder vor Jugendamt und Gericht, die wurden ausgegrenzt und die Verlierer dieses gnadenlosen Systems sollten dann auf die Tribüne gesetzt werden, von wo aus sie noch nicht mal ein „Foto“ dieses Possenspiels machen durften ?

Erbarmen !

Nur einer von neun traf mitten ins Herz !

Nur einer fand die richtigen Worte für die in Trennung und Scheidung befindlichen Eltern. Das war der Verständige, bestellt von der CDU. Er sprach von Vertrauen, ja, er wagte es dieses Wort in dem kalten „Ver“hörsaal in den Mund zu nehmen.

Ein Verständiger hatte sich im Anhörungssaal des Paul-Löbe-Hauses verirrt. Und er wurde dennoch gehört.

Niemand anderer, als der Vorsitzende Brandner, der zuvor die gebeutelten Zuhörer maßgeregelt hatte, schien dieses Schlüsselwort irgendwo tief in sich drinnen erkannt zu haben und gab dem Verständigen Josef Linsler zu verstehen, dass er mit seinen Worten aus der Erfahrung spräche.


Eine Zustimmung, ein Bekenntnis,

das die Zukunft des alten Deutschen Familienrechts zu brechen imstande wäre.

 

Linsler berichtete, dass er viele Eltern, die Vertrauen zu ihm gefasst hatten, wieder ins Gespräch gebracht habe und wenn es den Eltern gut ginge, dann ginge es auch den Kindern gut.

Was für ein gewagter Satz ! Was für eine fast unnatürlich wirkende Anmaßung dieses erfahrenen Mannes ! Ein Herz inmitten von Kopfgesteuerten übervoll mit Paragraphen aus Gesetzesbüchern, Ergebnissen aus Untersuchungen.
Deutschland, wie weit warst du gesunken ?

Bei Kindern geht es eben nicht um Recht und Gesetz, um Umgang, Sorgerecht, Unterhalt, Residenz, Wechsel … !  Es geht einzig um Liebe !

Es geht um Liebe, um Vertrauen, Geborgenheit, um Schutz und Zärtlichkeit, um Geruch, um Hautkontakt, um Körperlichkeit im Austausch mit den Eltern, Großeltern und Geschwistern

Wenn „Sach“verständige nicht in der Lage sind, dies in ihren Vorträgen rüberzubringen, dann bleiben sie einfach nur verkopfte „Sach“verständige. Nicht wert, auch nur eine Sekunde angehört zu werden. Und die Titel, der Grad der „Sach“verständigen interessieren schon gar nicht. Kein Kind schert sich um so etwas.

Ein Kind braucht Liebe ! Es braucht die Liebe von Mama und Papa, von Oma und Opa und das Zusammensein mit seinen Geschwistern. Es braucht seine Familie. Doch Deutschland braucht den Kopf !

Solange die Mitglieder des Deutschen Bundestages um „Modelle“ kämpfen, so lange sind sie es nicht Wert, dass man ihnen Kinder – unsere Kinder – anvertraut. Und wenn man es doch tun muss, weil die Gesetzeslage es verlangt ? Wenn ein Vater, eine Mutter dafür bestraft wird, wenn er/sie sein/ihr Kind nur sehen will ? Nun, viele Väter gingen genau dafür ins Gefängnis ! Mütter kämpften auf verlorenem Posten jahrelang um dieses Ziel vor den unterschiedlichsten Richtern.

Wer von den Lesern möchte jetzt noch wissen, welche „Sach“verständigen für welche Partei und für welche Stellungnahme standen ?

Die Fraktionen jedenfalls hatten ihrer Sicht entsprechend „Sach“verständige ausgewählt, die den Spirit der jeweiligen Parteien wieder geben sollten. Auch wurden nach der fünfundvierzig Minuten andauernden „Experten“runde zwei Fragerunden eingeläutet, die nichts anderes belegten als das Taktieren der Fraktionen, als ein Darüber-Argumentieren der gegnerischen Meinungsäußerungen.

Das Kriegsspiel, das Mitglieder des Deutschen Bundestages und auch die Sachverständigen den Eltern vorwarfen mit dem Begriff „Hochstrittig“, das zogen sie im Anhörungssaal selbst ab, natürlich gemäßigter, feiner und subtiler. Aber der Krieg um die angebliche Richtigkeit der Modelle war zu spüren. Den Erwachsenen, die hier saßen, ging es denen wirklich um das Kind oder hatten sie die Verdienstmöglichkeit ihrer eigenen Berufsverbände im Auge ? Es sind nur Fragen, keine Unterstellungen. Hatten Sie ?

Wer möchte jetzt noch wissen, welche „Sach“verständigen welche Stellung zum „Wechselmodell als Regelfall“ einnahmen ?

Der Bundestag hat selbst eine Zusammenfassung von der Anhörung erstellt.

Nun ja, es wird noch einige Zeit dauern, bis auch die Politiker, die über die Zukunft unserer Kinder entscheiden wollen, verstanden haben, dass Kinder sich nicht in ein Gesetz pressen lassen, sondern dass mit den Kindern über eine Sprache des Herzens gesprochen werden muss, die der Schreiber dieses Textes bei allen „Sach“verständigen und Mitgliedern des Ausschusses – bis auf eine Ausnahme – kläglich vermisste.

Daher gilt: Auch oder gerade die Mitglieder des Bundestages samt Sachverständigen müssen ihren eigenen Quantensprung für unsere Kinder machen !

Was also muss sich ändern im Deutschen Familienrecht ?

Antwort: Die Einstellung der gesamten Gesellschaft zu den klaffenden Wunden in den Kinder- und Elternherzen, die sich in der extremen und höchst schmerzenden Ausnahmesituation in ihrem Leben – Trennung und Scheidung genannt – befinden. In einer Situation, in der Angst regiert. Blanke Angst überleben zu können ! In einer Situation, in der sie alles zu verlieren glauben und vielleicht alles verlieren, was jemals in ihrem Herzen war.

Eine solche Familie braucht den Schutz des Staates und eben NICHT die Restzerstörung bereits tief verwunderter Menschen !